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Das Coronavirus & Bill Gates – Verschwörungstheorien aus christlicher Sicht + Faktencheck

◷ Geschätzte Lesedauer: 39 Minuten

Gates kapert Deutschland. Die Pandemie war geplant. Die Regierung lügt, um eine Diktatur umzusetzen. Der Impfzwang ist schon beschlossen.

Diese und andere reißerische Titel zieren derzeit en masse die Medien. Überall wird heiß diskutiert. Da drängen sich mir unwillkürlich die Fragen auf: Was ist wahr? Wer hat recht? Und will jemand die Pandemie tatsächlich instrumentalisieren? Darum möchte ich in diesem Artikel den relevantesten Thesen aktueller Verschwörungstheorien auf den Grund gehen und mich mit ihnen auf psychologischer und geistlicher Ebene auseinandersetzen.

Titelbild: Flickr © UNclimatechange

 


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Ich danke euch von ganzem Herzen für eure Gebete und euren Support!


 

Inhaltsverzeichnis

1 Grundlage & Vision dieses Artikels

Zuallererst möchte ich mich aber erst einmal selbst vorstellen: Ich heiße Daniela, bin 25 Jahre jung, besitze die allgemeine Hochschulreife, habe keine Kinder und bin gläubige Christin. Zudem habe ich wenige Beeinträchtigungen durch die Corona-Krise erfahren – denn auch wenn ich in der Isolation wie viele andere zu kämpfen hatte, so durfte ich doch meinem Job normal nachgehen, mich mit Freunden online vernetzen und sogar manche Vorteile in dieser Krise sehen (beispielsweise den Fortschritt in der Digitalisierung der Kirche).

 

1.1 Faktoren meiner und unserer Meinungsbildung

Diese Fakten halte ich für relevant zu erwähnen, weil sie Faktoren unserer aktuellen Meinungsbildung sein können. Ebenso wie die Tatsache, dass ich persönlich bis zur Konfrontation mit den Verschwörungstheorien wenig Zweifel am aktuellen politischen Kurs hatte.

Und wie mir erging es scheinbar auch vielen anderen – das hat meine Umfrage vom 9. Mai 2020 ergeben. Von 270 Befragten, die zu fast 95 % ebenfalls Christen sind und zu jeweils ca. 60 % ebenfalls aus der Generation Y stammen (21–40 Jahre alt), die (Fach-)Hochschulreife besitzen und ledig sind, haben ca. 25 % angegeben, dass sie sich unschlüssig sind, ob sie den den Aussagen der sogenannten Verschwörungstheorien über u. a. Bill Gates und Zwangsimpfungen glauben sollen. Zwei weitere Schlüsselpunkte in der Umfrage waren zum einen die Frage nach der Beeinträchtigung durch die Krise – hier haben ca. 60 % dafür gestimmt, dass sie auf unterschiedliche Arten und Weisen beeinträchtigt sind – und zum anderen nach der grundsätzlichen politischen Ausrichtung – und überraschender Weise würden sich ebenfalls ca. 60 % eher zu Regierungsbefürwortern zählen.

 

Ergebnisse meiner Befragung im Zeitraum vom 09.05.2020 bis 20.05.2020

 

1.2 Demut ist der Schlüssel

Mir ist es wichtig, gleich zu Beginn dieses Artikels zwei Dinge klar zu machen und auch mit dieser Demut an die Thematik heranzugehen:

  1. Ich bin nicht neutral. Kein Mensch ist neutral in seiner Meinungsbildung. Wir sind alle von unseren Erfahrungen, Erlebnissen und unserem Umfeld geprägt. Selbstverständlich versuche ich mein Bestes, auf fundierter Grundlage zu urteilen, aber ich werde es niemals schaffen, einen gänzlich objektiven Artikel zu verfassen.
  2. Dieses Thema ist unglaublich komplex – das haben mich die letzten Wochen voller Recherchen und Diskussionen gelehrt. Und ich darf auch hier mit Demut sagen: Ich versuche zwar besten Wissens und Gewissens, einen Überblick über die aktuellen Theorien und Diskurse zu erstellen, aber werde an der Tiefe und Komplexität scheitern, die ich aufgrund fehlender Expertise und der Reduzierung auf die wichtigsten Inhalte nicht in diesem Artikel abbilden können werde.

Darum möchte ich uns allen ans Herz legen: Wir sollten demütig werden und unsere Meinung nicht für die einzig wahre erachten. Dafür sind wir weder neutral genug, noch verfügt vermutlich irgendjemand von uns über genug Wissen und Weisheit für eine absolute Urteilsfindung.

 

1.3 Ziel des Artikels

Dieser Artikel erhebt in keinerlei Weise den Anspruch auf Vollständigkeit oder gar auf Richtigkeit – ich bin weder Politikerin, Ärztin oder Virologin, noch Soziologin oder Psychologin. Ich kann lediglich beobachten, analysieren und Rückschlüsse für mich ziehen. Das ist alles, was ich tun kann und getan habe. Und das ist im Grunde das wichtigste, das wir tun können. Unsere eigene Meinung bilden.

Meine Meinung fußt nicht in erster Linie auf Aussagen der Medizin, der Medien oder der Politik, sondern auf dem Wort Gottes – denn ich möchte das Licht der Bibel auf die derzeitige Situation werfen. Ich bin Christin und ich sehe für mich selbst eine Verantwortung, die ich zu tragen habe. Und ich möchte dem angemessen handeln. So handeln, dass meine Taten meine Liebe zu Gott und meinen Nächsten widerspiegeln. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich sehne mich danach, das Richtige zu tun. Denn was wir derzeit erleben – die Corona-Pandemie, eine weltweite Krise ungeahnten Maßes – wird in die Geschichte eingehen. Und das bedeutet auch, wie wir Christen reagiert haben. Ich wünsche mir darum, dass wir mit einem guten Zeugnis in die Geschichte eingehen. Dass man darüber spricht, wie wir von Gott geleitet und gesegnet wurden, wie weise wir waren, wie wir in Liebe zusammen gehalten haben.

Und dazu soll dieser Artikel dienen: Ich will nicht die drölftausendste Diskussion auslösen. Ganz im Gegenteil. Ich möchte dazu ermutigen, in Liebe miteinander umzugehen und nach dem bestmöglichen Ergebnis zu streben.

Und liebe Leser, Freunde und Beter, bitte seht den Artikel nicht als einfachen Faktencheck, der euch nur zeigt, ob was an den Verschwörungstheorien dran ist oder nicht (das könnte man auch selbst googeln). Das ist nicht der Fokus des Artikels. Der Fokus liegt auf der geistlichen und psychologischen Ebene, um unsere eigene Sündhaftigkeit aufzudecken und zu erkennen, demütig zu werden und eine Veränderung in unserem Denken und Handeln zu erfahren. Denn Gott geht es in erster Linie immer um unser Herz.

 

Hinweis zu meinen Quellen und dem Stand der Informationen

Alle Quellen sind der Übersicht halber direkt unter den zugehörigen Themen verlinkt. Am Tag der Veröffentlichung dieses Artikels haben diese einwandfrei funktioniert.

Zudem weise ich darauf hin, dass die Erkenntnisse dieses Artikels dem Stand am Tag der Veröffentlichung entsprechen. Informationen, welche später veröffentlicht wurden, werden in diesem Artikel ggf. nicht berücksichtigt. Ich behalte mir jedoch vor, wichtige wissenschaftliche Ergebnisse/Thesen/Verschwörungstheorien oder eigene Erkenntnisse, die relevant sind, im Nachhinein zu ergänzen. Die nachträglich hinzugefügten Inhalte werde ich selbstverständlich dementsprechend deutlich als solche kennzeichnen, um den Artikel nicht zu verfälschen. Gott ist derjenige, bei dem „Weisheit und Stärke“ ist und „Sein ist Rat und Verstand“ (nach Hiob 12,13) – keine Erkenntnis ist auf den Menschen zurückzuführen, sondern allein auf Gott.

 

2 Psychologischer Aspekt

Ungeachtet dessen, ob es sich bei den aktuellen Aussagen über die Corona-Krise um Verschwörungstheorien handelt oder nicht, möchte ich diesen Artikel mit einem kleinen Exkurs in die Psychologie beginnen. Mein Augenmerk möchte ich hierbei vor allem auf Prozesse sowie Faktoren unserer Meinungsbildung sowie die Entstehung von Fake News und Verschwörungstheorien legen. Unter anderem aus dem simplen Grund, dass ich selbst während meiner Recherchen sehr überrascht und gleichzeitig auf den Boden der Tatsachen gebracht wurde – denn wir sind alle anfällig dafür, Fake News und Verschwörungstheorien zu glauben. Ganz gleich, für wie rational denkend wir uns halten.

 

2.1 Faktoren unserer Meinungsbildung

Unsere Meinung beruht nicht auf rein objektiven Tatsachen und wir bilden sie nicht durch nüchterne Betrachtung. Vor allem politische Meinungen werden durch eigene Lebenserfahrungen oder das soziale Umfeld geprägt. Hierbei geht es dann in erster Linie nicht um Fakten, sondern um Vertrauen. Ob wir einer Informationsquelle glauben, hängt von unserem Vertrauen darin ab. Haben wir dieses Vertrauen einmal verloren oder wurde es erschüttert, so ist es sehr schwierig, dieses wiederherzustellen oder wieder aufzubauen.

Den komplexen Prozess der Meinungsbildung versuche ich nachfolgend ein wenig aufzuschlüsseln.

 

2.1.1 Motivated Reasoning

Der Begriff des Motivated Reasoning bzw. der motivierten Wahrnehmung/des motivierten Denkens beschreibt die wechselseitige Beeinflussung von Motivation und Wahrnehmung von Informationen durch Top-Down-Verarbeitung*.

* Top-Down-Verarbeitung (konzeptgesteuerte Wahrnehmung) beschreibt im Gegensatz zur Bottom-Up-Verarbeitung (reizgesteuerte Wahrnehmung) die mentalen Verarbeitungsprozesse, die nicht ausschließlich von aktuell vorhandenen physikalischen Reizmerkmalen (bspw. auffällige Farbe) beeinflusst werden, sondern von der Lernerfahrung (z. B. Vorwissen, Erwartungen, Kontext) oder durch Willensakte (z. B. Entscheidungen) bestimmt sind.

Das heißt, dass wir im Prozess unserer Meinungsbildung nur solche Informationen wahrnehmen bzw. aktiv nach solchen Informationen suchen, die bestätigen, was wir bereits glauben (Motivation). Dieses unbewusste Lenken eines Denkprozesses hin zu einem bestimmten Ergebnis wird mit der Milderung kognitiver Unstimmigkeiten begründet – sprich: wir wollen unangenehm empfundene Gefühlszustände vermeiden und uns nicht gerne mit Inhalten auseinandersetzen, die unserem Denken und unserem Weltbild widersprechen. (Mehr dazu unter Punkt 2.3 Wie Ambiguitätstoleranz dem entgegen wirken kann.)

In Bezug auf die aktuelle politische Lage und das Grassieren von Verschwörungstheorien sowie immer mehr Menschen, die solchen Theorien Glauben schenken, bedeutet das, dass jeder Versuch, Anhänger dieser Verschwörungstheorien mit rationalen Argumenten zu erreichen, meist eher dazu führt, dass diese den Verschwörungstheorien noch stärker anhängen.

 

2.1.1.1 Die Krux mit dem Bestätigungsfehler (Confirmation Bias)

Ich glaube, die meisten Menschen würden sich als grundsätzlich rational denkende Menschen beschreiben. Ich selbst würde mich als rational denkenden Menschen beschreiben. (Das ist auch einer der Gründe, warum ich diesen Artikel begonnen habe. Ein vernünftiger Mensch setzt sich schließlich mit kontroversen Theorien auseinander, bevor er sie glaubt.)

Allerdings beweisen Studien, wie zuvor geschildert, dass wir Informationen, die unser eigenes Weltbild stützen, prinzipiell als glaubwürdiger und relevanter betrachten, als solche Informationen, die nicht in unser Weltbild passen. Man bezeichnet diese Eigenschaft als Confirmation Bias oder Bestätigungsfehler.

 

2.1.1.2 Das ist leider aus zwei Gründen sehr kritisch:

  1. Informationen, die unsere Meinung widerspiegeln, betrachten wir eher unkritisch und prüfen sie nicht genau.
  2. Informationen, die unserer eigenen Meinung widersprechen, führen dazu, dass wir unsere eigene Meinung verhärten.

 

2.1.1.3 Wir können keine Fake News und Verschwörungstheorien von der Wahrheit unterscheiden

Denn je stärker unsere (politische) Überzeugung ist, desto größer ist auch unsere Neigung, Fake News zu glauben, die dieser Überzeugung entsprechen. Menschen mit hohem Kognitionsbedürfnis, die sich selbst für rational logisch halten, denken zudem nicht sachlicher, sondern viel stärker in ihrem eigenen Weltbild. Im Gegensatz dazu neigen Menschen mit großem Vertrauen in die Intuition generell dazu, Fake News mehr Glauben zu schenken.

Ein weiterer Faktor, der hierbei hinzukommt, ist der kollektive Narzissmus.  Ein kollektiver Narzisst glaubt, dass die Gruppe, welcher er angehört, als Kollektiv besser ist als andere Gruppen (die Aufgewachten vs. die Schlafschafe). Je größer dieser kollektive Narzissmus ist, desto größer ist auch unsere verzerrte Wahrnehmung von Informationen, weil das eigene Weltbild als besser und überlegener betrachtet wird.

Somit neigt man eher dazu, Fake News und Verschwörungstheorien zu glauben, die diesem Weltbild entsprechen.

 

2.1.1.4 Warum Menschen diese Eigenschaft haben

Wissenschaftlern zufolge muss diese Eigenschaft einen evolutionären Vorteil gehabt haben.

Die Fähigkeit, andere bei Auseinandersetzungen für sich zu gewinnen und auf dem eigenen Standpunkt zu beharren, sei manchmal wichtiger als das rationale Urteilsvermögen gewesen. (Wie wir als Christen mit Spannungen in Gemeinden und Meinungsverschiedenheiten umgehen können, kannst du gerne unter Punkt 3.5 Mit Spannungen und Meinungsverschiedenheiten umgehen nachlesen.)

 

Quellen (2.1.1 Motivated Reasoning):
Deutschlandfunk Kultur: Meinungsbildung & Fakten
MaiLab: Warum wir auf Fake News reinfallen
MaiLab: Erkennst du Fake News?
Wikipedia: Motivated Reasoning
Uni Freiburg: Motivierte Wahrnehmung und motiviertes Denken
Emily Balcetis and David Dunning: Motivational Influences on Visual Perception
Dorsch: Top-Down-Verarbeitung
Dorsch: Bottom-Up-Verarbeitung
Wikipedia: Kognitive Dissonanz
Stangl, W. (2020). Stichwort: ‘confirmation bias’. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.

 

2.1.2 Falsche Gleichgewichtung

Ein weiterer Problemfaktor im Prozess der Meinungsbildung ist das Internet – hierdurch wird unsere Meinungsbildung leider sehr anfällig für Manipulationen und Emotionen, wodurch möglicherweise ein falsches Bild der öffentlichen Meinung gezeichnet wird. Das nennt man im Fachjargon auch „falsche Gleichgewichtung“.

Mit dem Begriff der falschen Gleichgewichtung ist eine mediale Verzerrung der öffentlichen Meinung gemeint. Diese geschieht unter anderem schon durch die Wahl eines Mediums, denn das Medium verändert unsere Wahrnehmung auf die vermittelten Inhalte. (Ein Podcast wirkt beispielsweise seriöser als eine Sprachnachricht, die uns weitergeleitet wird.)

 

2.1.2.1 Wie entsteht „falsche Gleichgewichtung“?

Wenn man aber auf ein und demselben Medium unterwegs ist (bspw. YouTube), wie entsteht dann eine falsche Gleichgewichtung? Ganz simpel: Indem (unter dem Vorwand der Objektivität) Für- und Gegensprechern einer Meinung die gleichen Mittel zur Verfügung stehen, sprich: gleich häufig Videos gepostet werden können – selbst, wenn eine Seite zehnfache wissenschaftliche Nachweisbarkeit mit replizierbaren* Belegen hat.

* Replizierbarkeit bedeutet, dass eine Untersuchung unter denselben Bedingungen unter Anwendung derselben Methode wiederholt werden kann, sodass dieselben Ergebnisse gefunden werden.

Das führt unterm Strich zu einem gleichen Verhältnis von Inhalten unterschiedlicher Meinungen in den Medien trotz ungleichem Verhältnis bei den Belegen dieser Inhalte. Die Problematik dabei ist, dass dadurch der Eindruck entsteht, dass sich beide Meinungen scheinbar gleichberechtigt gegenüber stehen.

 

2.1.2.2 Die Folgen

Wissenschaftliche Arbeit zeichnet sich aber nicht durch die Lautstärke der Kommunikation in den Medien aus, sondern durch Ergebnisse, die reproduzierbar und nicht falsifizierbar* sind. Denn Wissenschaft ist keine Meinung.

* Falsifizierbarkeit beschreibt die Eigenschaft einer Hypothese oder Theorie, widerlegbar zu sein.

Wenn aber eine falsche Gleichgewichtung herrscht, führt es im schlechtesten Falle dazu, dass in den Medien Fakten und Meinungen gleichgesetzt werden. So wirkt die Anzahl derer, die in der Minderheit eine Meinung vertreten, größer und ihr Standpunkt legitimer, als eigentlich der Fall ist.

Logische Schlussfolgerung daraus: Menschen, die Meinungen vertreten, die zu einer Minderheit gehören, möchten darum gerne so viel öffentlich wirksamen Raum in den Medien einnehmen wie möglich. Wenn man das (auf unterschiedliche Arten und Weisen) fördert, legitimiert man somit die Meinung und verbreitet diese weiter.

 

Quellen (2.1.2 Falsche Gleichgewichtung):
Deutschlandfunk Kultur: Meinungsbildung & Fakten
Ultralativ: Fakten und wie man nicht mit ihnen umgeht | Falsche Gleichgewichtung
Stangl, W. (2020). Stichwort: ‘Replizierbarkeit’. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
Wirtschaftslexikon: Falsifizierbarkeit
MaiLab: Virologen-Vergleich

 

2.2 Die Entstehung von Verschwörungstheorien

Fake News glauben ist das eine – Fake News in die Welt setzen das andere. Im vorigen Punkt 2.1 Faktoren unserer Meinungsbildung haben wir uns damit beschäftigt, auf welcher Grundlage wir Informationen beurteilen. Nun möchte ich auf Fake News als solche genauer eingehen und aufzeigen, warum sie entstehen und wie sie von Verschwörungstheoretikern instrumentalisiert und verbreitet werden.

 

2.2.1 Gründe für Verschwörungstheorien

Wie kommt es dazu, dass sich in unseren Köpfen Verschwörungstheorien bilden?

 

2.2.1.1 Wir suchen einfache Erklärungen

Wenn wir uns etwas nicht einfach erklären können, suchen wir Muster und Zusammenhänge, um es uns greifbarer zu machen. Das führt aber dazu, dass wir Zusammenhänge sehen, wo gar keine sind. An Verschwörungstheorien glaubende Menschen halten daher oft unbewiesene Erklärungen für plausibel – wie etwa die Vermutung, dass es einen eindeutigen Schuldigen gibt.

 

2.2.1.2a Es braucht einen eindeutigen Schuldigen

„Das Virus soll durch Zufall entstanden sein? Das kann nicht sein – da stecken bestimmt die Schergen der Regierung dahinter!“ Aufgrund unseres Bedürfnisses nach einer einfachen Erklärung ist es eine beliebte Option, einen eindeutigen Schuldigen zu finden. Das macht die Situation dann nicht nur einfacher verständlich, sondern auch kontrollierbarer. Damit einher geht zudem unsere Suche nach verborgenen Motiven anderer Menschen. Das soll in der Menschheitsgeschichte einen Vorteil gehabt haben. Die Kenntnis darüber, ob sich Feinde gegen das eigene Volk verbündet hatten, konnte überlebenswichtig gewesen sein.

Leider spielt in diesem Aspekt auch das Thema Antisemitismus mit zunehmender Relevanz eine Rolle.

An dieser Stelle möchte ich anmerken und in aller Deutlichkeit sagen, dass ich Menschen, die Verschwörungstheorien glauben, auf keinen Fall mit Rechtsextremisten gleichsetze! Das sei ferne. Aber ich möchte dafür sensibilisieren, dass viele Verschwörungstheorien einen antisemitischen Ursprung haben und auch von Antisemiten verbreitet werden. (Das bekannteste Beispiel ist Ken Jebsen von KenFM – er ist Antisemit und Holocaust-Leugner. Darauf gehe ich hier nicht mehr explizit ein, aber ich verlinke euch weiter unten die Quellen zu Berichten über seine Haltung.)

 

2.2.1.2b EXKURS: Der Schuldige muss Jude sein

Was als religiöser Konflikt begann (Anti-Judaismus – den Attacken auf Juden, weil sie das Christentum nicht akzeptieren), entwickelte sich zu einem weltweiten Hass auf Juden als Rasse. Zum Antisemitismus. Vor allem wir Deutsche sollten mit der Thematik mitunter am besten vertraut und dementsprechend sensibilisiert sein. Aber dem scheint leider nicht so zu sein.

Wie ich schon Ende Februar in einer Instagram Story in Bezug auf die Vorfälle in Christchurch, Halle, Hanau und Volkmarsen (Kassel) gesagt habe: Wir dürfen bei Unrecht, Sünde und dem Leid der Welt nicht schweigen. Und diese Ansicht teile ich aktuell umso mehr. Durch Corona hat sich daran nichts geändert. Im Gegenteil: Die Situation spitzt sich immer weiter zu.

 

Die Verschwörungstheorien

Seit dem Mittelalter waren Juden durch die christliche Gesellschaft gezwungen, sich auf den Finanz- und Handelssektor zu spezialisieren, weil ihnen andere Tätigkeiten untersagt waren. Dadurch entstand das verschwörerische Bild des Juden als Wucherer, Betrüger, ausbeuterischer Kapitalist und Spekulant. Aus diesen Vorstellungen entsprang schließlich auch die Verschwörungstheorie, dass die Juden eine mächtige Gruppe bildeten, die durch ihren Reichtum das Weltgeschehen lenkt und die Drahtzieher hinter allen Machenschaften sind. Bekannteste Beispiele: George Soros oder die Rothschilds. (Anmerkung: Auf diese Theorien gehe ich nicht weiter ein. Aber es lohnt sich, selbst dazu zu recherchieren.) Die „jüdische Weltverschwörung“ ist auch ein Thema vieler heutiger, extremistischer Randgruppen, die in Corona eine Verschwörung sehen.

 

Wir dürfen nicht schweigen

Die Relevanz unserer Stimmen gegen Antisemitismus ist mir selbst durch ein Interview bei Bento mit Ruben Gerczikow, der im Vorstand der Jüdischen Studierendenunion Deutschland tätig ist, nochmals klarer geworden. Folgendes Zitat aus dem Interview fasst mein persönliches Keylearning treffend zusammen:

„Dieses Gedankengut ist so gefährlich, weil es ein Motor für Hass oder sogar Mord sein kann. Deshalb dürfen wir nicht müde werden, darüber zu sprechen.“

 

2.2.1.3 Die dauerhafte Krisensituation führt zu Angst & Unsicherheit

Die derzeitige gefährliche Kombination ist, dass eine Pandemie (wie es sie schon öfter in der Menschheitsgeschichte gab) auf eine weltweit vernetzte Menschheit trifft (gab es zuvor in dieser Konstellation noch nie). Das führt zu einer Infodemie – Informationen verbreiten sich rasend schnell. Doch leider auch oft ähnlich wie Krebsgeschwür – Fehlinformationen und Spekulationen grassieren in Höchstgeschwindigkeit. Das schürt die Angst der Menschen, die sich dieser Krise schutzlos ausgeliefert fühlen.

 

2.2.1.4 Stets neue – teils widersprüchliche – Informationen säen Zweifel

Was am Anfang noch müde belächelt wurde, ist inzwischen zur Pflicht geworden: Mundschutzmasken. Viele reagieren darauf mittlerweile – wortwörtlich – allergisch. Doch nicht nur zu Mundschutzmasken hat sich die Meinung der Wissenschaftler in den vergangenen Woche geändert. Auch Aerosole werden aktuell relevanter betrachtet als noch zu Beginn der Krise.

Die Meinungsänderung von Wissenschaftlern und offiziellen Stellen hat viele Zweifel gesät. Warum der plötzliche Sinneswandel? Hat das eine fundierte Grundlage oder ist es nur Schikane? Die Fragen werden nicht zu Unrecht gestellt. In der aktuellen Situation gibt es keine absoluten Wahrheiten und Thesen. Stetig erlangen Wissenschaftler neue Erkenntnisse über das Virus und den Umgang damit – was heute stimmt, kann morgen schon veraltet sein. Das führt aber dazu, dass auf die „Meinung“ von Wissenschaftlern weniger Wert gelegt wird – fälschlicherweise, weil diese eben nicht nur etwas „meinen“, sondern stetig forschen und untersuchen.

 

2.2.1.5 Unzufriedenheit in der aktuellen Situation

Die seit mehr als zwei Monaten herrschende Corona-Krise und der im März verordnete Lockdown hat mit uns allen etwas gemacht – die einen kämpfen „lediglich“ mit der Kontaktbeschränkung, die anderen sind härter getroffen und leiden unter Beeinträchtigungen wie Kurzarbeit, Depressionen oder veränderten Lebensumständen wie Homeschooling und Homeoffice.

Dass diese Maßnahmen getroffen wurden, hatte gute Gründe. (Mehr dazu ist unter Punkt 4.1 Das Virus ist ungefährlich nachzulesen.) Doch seit dem Zweiten Weltkrieg hat keine Bundesregierung mehr so tief in die Grundrechte eingegriffen wie bisher – und das hinterlässt Spuren. Viele Extremisten behaupten, der Politik käme die Pandemie gerade recht – und schnell werden daraus auch Verschwörungstheorien, die behaupten, dass die Regierung die Krise nutzt, um eine Diktatur umzusetzen.

 

2.2.2 Die Gefahr bei Verschwörungstheoretikern

Ich weise zuvor darauf hin, dass ich als Verschwörungstheoretiker lediglich solche Menschen bezeichne, die Meinungsmacher und Bewegungsführer sind und bewusst böse Absichten verfolgen.

Aufgrund der schon zuvor erörterten Fakten und der Tatsache, dass wir alle zu einer verzerrten Wahrnehmung neigen, verdrehen Verschwörungstheoretiker oft Tatsachen zu ihren Gunsten. Mal unbewusst, aber leider auch sehr oft bewusst. Das funktioniert dann wie der berühmte Zwiebellook im Winter: Der Kern der Verschwörungstheorie ist wahr, doch über diese Wahrheit werden etliche eigene Thesen in Schichten gelegt, welche erklären sollen, warum ihre Meinung die richtige ist.

Ihr Denken ist zudem sehr stark in schwarz und weiß unterteilt – hier die Guten, da die Bösen. (Sie sind ambiguitätsintolerant. Dazu kannst du mehr im nachfolgenden Punkt 2.3 Was dem entgegen wirken kann lesen.) Wenn sich jemand gegen ihre Theorie äußert, fühlen sich Verschwörungstheoretiker zudem oftmals schnell persönlich angegriffen.

Das liegt unter anderem an der verzerrten Selbstwahrnehmung – Verschwörungstheoretikern bedeutet es viel, einzigartig und etwas ganz Besonderes zu sein. Ihr Geltungsdrang und ihre Sucht nach Bühne und Anerkennung ist groß. Hinzu kommt, dass Menschen, die ihr Leben gefühlt weniger unter Kontrolle haben, oft als Reaktion darauf zu Verschwörungstheoretikern werden. Die Verschwörungstheorien gleichen dieses Empfinden aus und geben eine Art Kontrolle zurück.

Und letztlich glaube ich, dass Verschwörungstheoretiker auch vom Satan instrumentalisiert werden können und manche von ihnen sogar einen falschen Geist in sich haben. (Dazu könnt ihr auch mehr unter Punkt 3 Die Problematik aus christlicher Sicht nachlesen.)

 

Quellen (2.2 Die Entstehung von Verschwörungstheorien):
Walulis: „Gates kapert Deutschland“ zerlegt
Psychologie Heute: Geheime Koalitionen
Social Media Watchblog: Warum so viele Menschen an Corona-Verschwörungen glauben
Auf den Punkt: Die Verschörungstheorien um Bill Gates
Der Kulturpodcast: Bill Gates war’s! – Warum eskalieren die Verschwörungstheorien?
Süddeutsche: Warum so viele Menschen Corona-Quatsch verbreiten
Netzpolitik.org: Wenn die Eltern plötzlich an Verschwörungstheorien glauben
Zeit: Von bösen Mächten wunderbar geborgen
ZDF: Warum Corona Verschwörungstheorien befeuert
Redaktionsnetzwerk Deutschland: Corona-Verschwörungen – Warum drehen so viele Promis durch?
Zeit: Die besten Beweise sind keine Beweise
Spektrum: Verschwörungstheoretikern bedeutet es viel, einzigartig zu sein
Addendum: Woher der Hass auf Juden kommt – die lange Geschichte des Antisemitismus
bpb: Was heißt Antisemitismus?
Wikipedia: Antisemitismus
Israelnetz: Judenfeindliche Verschwörungstheorien boomen
Welt: Israel warnt vor judenfeindlichen Verschwörungstheorien
Bento: Was wir von einem Juden über Verschwörungsmythen lernen können
Tagesschau: Corona und Antisemitismus – Alte Feindbilder zurechtgebogen
Correctiv: Das Böse ist immer und überall – KenFM (Ken Jebsen)
Deutschlandfunk Kultur: Preis für Ex-RBB-Moderator Ken Jebsen
Belltower.News: Ken Jebsen, der gefährliche Querfront-Demagoge
Neues Deutschland: Antisemitismus bei Ken Jebsen

 

2.3 Wie Ambiguitätstoleranz dem entgegen wirken kann

Ein psychologischer Aspekt, der der Neigung zu Verschwörungsglauben entgegen wirken kann, ist die Ambiguitätstoleranz – auch bekannt als die Eigenschaft, mit Mehrdeutigkeit bzw. nicht eindeutigen und erklärbaren Sachverhalten leben zu können sowie sich in widersprüchlichen Situationen nicht unwohl zu fühlen. Sie ermöglicht uns unter anderem, uns mit Inhalten auseinanderzusetzen, die uns widerstreben, aber auch mit Situationen leben zu können, die für uns nicht eindeutig greifbar sind.

 

2.3.1 Ambiguitätsintoleranz

Doch diese Eigenschaft ist laut Wissenschaftlern nicht bei jedem Menschen ausgeprägt. Wenn ein Mensch nicht ambiguitätstolerant ist,  tritt genau das Gegenteil ein: die Ambiguitätsintoleranz. Diese kann im schlechtesten Falle dazu führen, dass man zu Schwarz-Weiß-Denken neigt und stark in das Schema der motivierten Wahrnehmung fällt (siehe Punkt 2.1.2 Falsche Gleichgewichtung).

Doch obgleich das sehr ernüchternd klingt und Wissenschaftler vermuten, dass diese Eigenschaft nicht antrainiert werden kann, sondern eher eine Frage der Erziehung ist, bin ich dennoch hoffnungsvoll. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass  – unabhängig von dieser Eigenschaft – Gott unsere Herzen verändern und unser Denken erneuern kann, wie er es uns in der Bibel in Römer 12,2b und Hesekiel 11,19 sagt. (Dazu mehr im nachfolgenden Punkt 3 Die Problematik aus christlicher Sicht.)

 

2.3.2 Wie Ambiguitätstoleranz mit dem Glauben zusammenhängt

Bevor ich zum zweiten Abschnitt dieses Artikels komme und mich mit der christlichen Sicht auf die aktuelle politische Lage beschäftige, möchte ich gerne die Brücke von der Psychologie zum Glauben schlagen. Ich widme mich darum der Frage, wie Ambiguitätstoleranz mit dem Glauben zusammenhängt. Und ich darf selbst – voller Begeisterung über diese neue Erkenntnis – sagen, dass das ein höchst spannendes Thema ist!

Während sich Ambiguitätstoleranz mit der Fähigkeit befasst, Mehrdeutigkeit auszuhalten, ist der Glaube an sich etwas, das von Mehrdeutigkeit geprägt ist. Wer glaubt, so ist die Schlussfolgerung daraus, weist meist eine hohe Ambiguitätstoleranz auf, weil der Glaube an etwas Höheres an sich impliziert, dass dieses Höhere für uns nicht eindeutig zu begreifen ist.

Thomas Bauer, ein deutscher Islamwissenschaftler, schreibt dazu folgendes:

„Religion beruht auf dem Glauben an etwas, das größer und anders ist als wir. Und weil das so ist, ist es auch nicht restlos ausdeutbar. Wie sehr sich auch die klügsten Theologen und Religionsgelehrten bemühen, das Transzendente in Begriffe zu fassen, bleibt doch immer ein Rest an Vagheit, Unbestimmtheit und Mehrdeutigkeit, also an Ambiguität.“

„Religion beruht auf dem Glauben an etwas, das über das rational Erkennbare hinausgeht, im Wortsinne es überschreitet bzw. transzendiert, den Glauben also an etwas, das größer und anders ist als wir.“

Vor Gott und seiner Größe zu kapitulieren, ihn als den Herrn anzuerkennen und zuzugeben, dass, so viel höher der Himmel ist als die Erde, Gottes Wege auch höher sind als unsere Wege und Gottes Gedanken höher sind als unsere Gedanken (nach Jesaja 55,9) – das weist auf eine hohe Ambiguitätstoleranz hin. Das Aushalten des Zwiespalts zwischen der Nicht-Erkenntnis dieses nicht mit unserem Verstand erfassbaren Gottes und dem Vertrauen, dass eben dieser unfassbare große Gott tatsächlich Gutes für uns möchte und sein Leben am Kreuz für unsere Sündenschuld gab.

 

Quellen (2.3 Was dem entgegen wirken kann):
Wirtschaftslexikon24: Ambiguitätstoleranz
Deutschlandfunk Kultur: Lernen, mit Mehrdeutigkeit zu leben
Stangl, W. (2020). Stichwort: ‘Ambiguitätstoleranz’. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.

Spektrum: Ambiguitätstoleranz
Dirk von Gehlen: Shruggie des Monats – Der Advent
Deutschlandfunk: Wie einfach darf der Glaube sein?
inrev: Ambiguitätstoleranz im Kontext inklusiver Religionspädagogik
• Bauer, Thomas (2018). Die Vereindeutigung der Welt: Über den Verlust an Mehrdeutigkeit und Vielfalt. Reclam.

 

3 Die Problematik aus christlicher Sicht

Zurück zur Politik und der Frage danach, wie wir als Christen in dieser schwierigen Zeit Stellung beziehen und recht handeln können. Dafür beleuchtet dieser Artikel nicht nur die Corona-Krise und die derzeit grassierenden Aussagen und Verschwörungstheorien, die Menschen in die Welt setzen, als solches, sondern geht noch tiefer: zu Gott. Was ich in all den Berichterstattungen, Diskussionen, Videos und Podcasts vermisse, ist die Stimme, die auf Gott in alle dem hinweist. Nicht inmitten der Krankheit und des Leids durch das Coronavirus (da kann ich die Christen weltweit nur loben für die Ermutigungwelle, die losgetreten wurde!), sondern inmitten des politischen Geschehens. Hat Gott etwa nichts mit Politik am Hut? Eine rhetorische Frage – sicherlich hat er das. Daher geht es in diesem Abschnitt um die christliche Perspektive auf die aktuelle Problematik.

 

3.1 Unsichtbare Mächte

Denn trotz all dem, was durch Menschen in der Welt geschieht, lebe ich als Christin in dem Bewusstsein, dass wir in der Welt nicht nur gegen sichtbare, sondern auch gegen unsichtbare Mächte kämpfen. Diese Mächte sind dem Teufel unterstellt, dem alles daran gelegen ist, uns zu schaden und auf die unterschiedlichsten Arten und Weisen Verderben zu bringen. Streit, Zwist, Diskussion, Kämpfe, Neid. All das sät auch der Teufel in unsere Herzen und Gedanken. Die nachfolgenden Bibelverse bringen dies noch einmal zum Ausdruck:

„Die Menschen werden selbstsüchtig sein, geldgierig, großtuerisch und eingebildet. Sie werden Gott lästern, ihren Eltern nicht gehorchen und vor nichts mehr Ehrfurcht haben. Sie sind undankbar, lieblos und unversöhnlich. Sie werden ihre Mitmenschen verleumden und sich hemmungslos ausleben. Sie sind gewalttätig und hassen das Gute. Zu jedem Verrat bereit, sind sie leichtsinnig und werden vom Hochmut verblendet. Sie leben nur für ihr Vergnügen und kümmern sich nicht um Gott. Sie geben sich zwar einen frommen Anschein, aber von der Kraft wahrer Gottesfurcht wollen sie nichts wissen. Halte dich von solchen Menschen fern!“ (2. Timotheus 3,2–5; NeÜ)

„Seid nüchtern und wachsam! Euer Todfeind, der Teufel, streicht wie ein brüllender Löwe herum und sucht nach einem Opfer, das er verschlingen kann.“ (1. Petrus 5,8; NeÜ)

 

3.2 Die erste Verschwörung der Menschheit durch den Teufel

Ich wage es nicht, zu behaupten, dass Verschwörungstheoretiker vom Teufel instrumentalisiert werden. Dennoch möchte ich gerne auf die ersten Verschwörungstheorien der Menschheit zu sprechen kommen, welche wir in der Bibel lesen können. Als der Teufel in Gestalt der Schlange im Garten Eden Eva verführt hat.

Wie im vorigen Abschnitt erklärt, bestehen die Inhalte von Verschwörungstheorien meistens aus einem wahren Kern mit einem falschen Konstrukt um diese Wahrheit herum. Dass wir Menschen anfällig dafür sind, weiß auch der Teufel. (Er war sozusagen der Initiator für diese Art von Manipulationen.) Er tischte Eva eine Verschwörungstheorie gegen Gott auf und nutzte hierfür drei Halbwahrheiten, mit denen er Eva konfrontierte:

 

3.2.1 Das Vorenthalten von Genüssen

Satan fragte Eva:

„Hat Gott wirklich gesagt, dass ihr von keinem Baum im Garten essen dürft?“ (1. Mose 3,1; NeÜ)

Doch das stimmte nicht – sie durften von allen Früchten im Garten essen, außer vom Baum des Lebens. Das wusste auch Eva und antwortete dem Satan entsprechend darauf und fügte hinzu, dass Gott dies befahl, weil sie sonst sterben müssten (1. Mose 3,2–3).

 

3.2.2 Das Herunterspielen/Verschleiern von Tatsachen

Als Eva ihm dies entgegnete, sprach der Satan:

„Sterben? […] Sterben werdet ihr nicht.“ (1. Mose 3,4; NeÜ)

Auch das stimmte nicht. Adam und Eva würden zwar nicht sofort sterben, wenn sie von der Frucht vom Baum des Lebens aßen, doch sie würden in der Ewigkeit sterben – sprich: ihr ewiges Leben mit Gott verlieren.

 

3.2.3 Das Locken mit trügerischen Versprechen

Die letzte Halbwahrheit, mit welcher Satan Eva konfrontierte, war ein trügerisches Versprechen, das sie endgültig zum Straucheln bringen sollte:

„Aber Gott weiß genau, dass euch die Augen aufgehen, wenn ihr davon esst. Ihr werdet wissen, was Gut und Böse ist, und werdet sein wie Gott.“ (1. Mose 3,5; NeÜ)

Und leider erreichte er damit sein Ziel:

„Als die Frau nun sah, wie gut von dem Baum zu essen wäre, was für eine Augenweide er war und wie viel Einsicht er versprach, da nahm sie eine Frucht und aß. Sie gab auch ihrem Mann davon, der neben ihr stand. Auch er aß.“ (1. Mose 3,6; NeÜ)

 

3.2.4 Die gleiche Taktik nutzt der Teufel auch heutzutage

Der Teufel erfindet natürlich das Rad nicht neu, wenn er weiß, dass eine Taktik schon Erfolg gebracht hat und sie aussichtsreich ist. Darum geht er heute noch genauso vor, wie er es schon damals tat. Er sät erst Zweifel gegen Gott in unsere Herzen, verschleiert dann wichtige Fakten vor unseren Augen und zeigt uns zu guter Letzt Vorteile an einer Revolte gegen Gott und seinen Gebote auf. (Das tut er auch in anderen Lebensbereichen – nicht nur in der Politik, sondern bspw. auch im Bereich der Sexualität.)

Er versucht mit aller Kraft, uns gegen Gott aufzuhetzen – mal offensichtlicher, mal subtiler. Darum müssen wir aufpassen und umso mehr prüfen: Bringen uns Aussagen und etwaige Verschwörungstheorien von Gott und seinen Zusagen sowie Geboten ab? Oder handeln wir damit nach Gottes Willen?

 

3.3 Wir sind das Licht der Welt

Und in dieser Realität leben wir heutzutage nach dem Sündenfall: Satan will uns gegen Gott aufhetzen. Und er ist zwar besiegt, aber er hat seine Kraft als Zerstörer nicht gänzlich verloren und ist nicht zu unterschätzen.

„Seid nüchtern und wachsam! Euer Todfeind, der Teufel, streicht wie ein brüllender Löwe herum und sucht nach einem Opfer, das er verschlingen kann.“ (1. Petrus 5,8; NeÜ)

Oder wie es ein Lied ausdrücken würde, das für mich seit dem diesjährigen Eurovision Song Contest (der leider offiziell abgesagt wurde, aber als kleinere Ersatzveranstaltung stattfand) unglaublich an Bedeutung gewonnen hat:

„We are the heroes of our time, but we’re dancing with the demons in our minds.“
Måns Zelmerlöw – Heroes („Europe Shine A Light“-Acoustic-Version)

Es geht hierbei nicht um hohle Selbstüberschätzung und das Vereinnahmen von Zuständigkeitsbereichen, die uns nicht zustehen. Stattdessen geht es erstens um die Verantwortung, die Gott uns als Licht der Welt gibt (das wahre Licht ist Jesus – doch wir sind seine Reflektoren!) und zweitens darum, dass der Teufel uns immer wieder anfechten wird.

„Ihr seid das Licht der Welt.“ (Matthäus 5,14a; NeÜ)

„Zieht die volle Rüstung Gottes an, damit ihr den heimtückischen Anschlägen des Teufels standhalten könnt.“ (Epheser 6,11; NeÜ)

 

3.4 Wie wir leuchten können

Der zitierte Vers aus Matthäus 5,14 geht jedoch noch weiter. Dort heißt es eigentlich:

„Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.“ (Matthäus 5,14; NeÜ)

Vor einigen Wochen habe ich mir in diesem Impuls die Frage gestellt, was Gott damit sagen möchte. Warum vergleicht er das „Licht der Welt“ mit einer „Stadt auf einem Berg“? Also habe ich gebetet. Und Gottes direkte Antwort auf mein Gebet hätte nicht amüsanter und unkonventioneller sein können: durch die zwei Worte „AS ONE“ des gleichnamigen Songs von UVERworld.

Die Stadt auf dem Berg leuchtet, weil viele kleine Lichter zu einer großen Lichtquelle werden – als ein Ganzes. Eine Einheit. AS ONE. Diese Einheit stellt das Licht der Welt dar.

Diese Strahlkraft, welche sich in der Einheit aus vielen kleinen Lichtern gründet, kann jedoch nur entstehen, wenn sich all die einzelnen Lichter nach der Wahrheit richten:

„Wer sich aber nach der Wahrheit richtet, tritt ans Licht, denn so wird sichtbar, dass sein Tun in Gott gegründet ist.“ (Johannes 3,21; NeÜ)

Wenn wir in Sünde leben und unseren eigenen Wegen folgen, dann leben wir vor Gott versteckt im Dunkeln. Wie Adam und Eva nach dem Sündenfall (1. Mose 3,7f). Doch wenn wir in der Wahrheit leben, so wie es Gott gefällt, wollen wir unser Licht nach außen strahlen lassen.

Deshalb sollten wir alles daran setzen, dieses Licht auch nach außen zu tragen, indem wir in Einheit zusammenstehen – über politische Grenzen hinweg. Wie das konkret aussehen kann, möchte ich nachfolgend erörtern.

 

3.5 Mit Spannungen und Meinungsverschiedenheiten umgehen

In einer Serie, die ich aktuell schaue, fiel ein Satz, der mich zum Nachdenken gebracht hat:

„Solange es mehr als einen Menschen gibt, wird es Kämpfe geben …“ (Erwin Smith, Attack on Titan, Staffel 3, Folge 6)

Und ich glaube, an diesem Zitat ist etwas sehr Wahres dran. Die Aussage impliziert für mich, dass wir Menschen sündig und unvollkommen sind – wir bestehen nicht nur darauf, im Recht zu sein, und kämpfen sogar darum, sondern wir werden auch niemals alles verstehen und vollends begreifen können, weshalb es zwangsläufig zu Meinungsverschiedenheiten kommt. Unsere Erkenntnis als Menschen reicht nicht aus, um alles Wissen vollständig zu erfassen. Weder das Wissen der Welt, noch das Gottes. Davon spricht auch die Bibel:

„Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.“ (1. Korinther 13,12; SCHL2000)

Unsere Erkenntnis weist Lücken auf – wie wollen wir da auf unser Recht pochen?

Darum ist es ratsam für uns, nach den Prinzipien der Bibel vorzugehen. Weil es zu Verschiedenheiten kommen wird und wir lernen müssen, damit umzugehen. Zu meiner Freude wurde in den vergangenen Wochen diese Problematik des Öfteren in unserer Gemeinde durch Predigten und Vorträge thematisiert. Gerne fasse ich zusammen, was ich für mich mitnehmen durfte:

 

3.5.1 Nicht einander richten, sondern einander annehmen

„ Nehmt den, der in seinem Glauben schwach ist und meint, sich an bestimmte Vorschriften halten zu müssen, ohne Vorbehalte an; streitet nicht mit ihm über seine Ansichten.“ (Römer 14,1; NGÜ)

Das heißt auch, dass wir nicht miteinander diskutieren und andere von unserer eigenen Meinung überzeugen. Weil unsere Meinung auch falsch sein könnte (schließlich haben wir die Weisheit nicht mit Löffeln gegessen) und weil wir alle unterschiedliche Erkenntnisse haben. Zudem ist auch unser Blick – wie unter Punkt 2 Psychologischer Aspekt ausführlich beschrieben – nie völlig nüchtern, sondern durch unterschiedliche Einflüsse getrübt. Indem wir einander annehmen, fordert Gott uns auch heraus, demütig zu werden und unseren Nächsten mehr zu lieben als uns selbst.

 

3.5.2 Jeder soll zu seiner eigenen Meinung stehen

„Wichtig ist, dass jeder mit voller Überzeugung zu dem stehen kann, was er für richtig hält. “ (Römer 14,5b; NGÜ)

Man könnte meinen, dass es erst recht zu Streit kommt, wenn zwei meinungsstabile Menschen aufeinander treffen – zwei Dickköpfe, die nicht nachgeben wollen. Doch das ist, glaube ich, nicht der Eindruck, den der Vers vermitteln soll. Ich persönlich habe für mich verstanden, dass ich weniger von anderen Meinungen getroffen bin, wenn ich Gott mit meinem ganzen Herzen, mit meiner ganzen Seele und mit meinem ganzen Denken liebe. Dann kann ich fest stehen und bin nicht wie ein Blatt im Wind, das hin und her geworfen wird.

 

3.5.3 Vor Gott für die eigene Meinung Rechenschaft ablegen

„So wird also jeder von uns über sein eigenes Leben vor Gott Rechenschaft ablegen müssen.“ (Römer 14,12)

Und letztendlich muss ich mir bewusst machen, dass alles, was ich tue und denke, Gott zur Ehre dienen soll und ich am Ende meines Lebens vor Gott dafür Rechenschaft ablegen muss.

 

3.5.4 In Liebe eines Sinnes sein und Frieden stiften

„Darum wollen wir uns mit allen Kräften um das bemühen, was zum Frieden beiträgt und wodurch wir uns gegenseitig im Glauben fördern.“ (Römer 14,19)

Dass wir einander lieben und eines Sinnes sind, ist eines der wichtigsten Anliegen Gottes. Nicht umsonst spricht er so oft in der Bibel davon. Dieses harmonische Zusammenleben impliziert jedoch nicht, dass wir einander nicht ermahnen oder ermutigen dürfen. Es ist kein ignorantes Nebeneinanderherleben, sondern ein Streben nach Frieden in allen Dingen im Einklang mit Menschen und Gott.

Aber diese Einheit, in der so viel Kraft liegt, ist auch eines der liebsten Angriffsziele des Teufels. Um diese Einheit zu wahren, müssen wir aktiv danach streben und Frieden stiften. In einer Predigt der Hirtenkonferenz 2020 von Benedikt Peters über die beiden britischen Prediger Whitefield und Wesley wurden zwei Aussagen getroffen, die den Kerngedanken gut auf den Punkt bringen. (Die beiden Prediger vertraten teils konträre theologische Ansichten, achteten sich aber dennoch bis zum Ende ihres Lebens.)

„Oh, welch ein Segen ist es, von nutzlosen Diskussionen frei zu sein! Dann wären die Kinder Gottes eins, und die Trennungen wären vorbei. Gepriesen sei der Herr! Die Aussicht auf Einigung ist größer denn je. Danach lechzt meine Seele, dafür arbeite ich …“ (G. Whitefield)

„Frieden stiften ist eines der Merkmale der Kinder Gottes! Zum Wesen eines Kindes Gottes gehört es, Friedensstifter zu sein.“ (Benedikt Peters)

 

3.5.5 Korrekturfähig sein

„Denn Gott hat uns dazu bestimmt, durch Jesus Christus, unseren Herrn, gerettet zu werden, und nicht dazu, im Gericht verurteilt zu werden. […] Darum macht euch gegenseitig Mut und helft einander im Glauben weiter, wie ihr es ja auch jetzt schon tut.“ (1. Thessanlonicher 5,9+11)

Gott möchte, dass wir uns an seine Gebote halten, um ihm Ehre und Freude zu bereiten. Doch dafür brauchen wir Korrektur, um auf der Zielgeraden zu bleiben. Darum möchte ich abschließend betonen, wie wichtig es ist, korrekturfähig zu sein und auch Ermahnungen anzunehmen. Weil wir trotz unserer Sünden und Fehler ein gemeinsames Ziel haben und das lautet: näher an Gottes Herz.

 

Und damit möchte ich nun überleiten zum dem Part, der unsere Herzen derzeit herausfordert: Die aktuellen Verschwörungstheorien. Und die Frage danach, was an ihnen dran ist.

 

4 Faktencheck der aktuellen Verschwörungstheorien

Dieser Part ist der von vielen vermutlich am heißesten erwartete Teil. (Respekt an dieser Stelle, wenn ihr den Artikel bis hierhin gelesen habt! Ich bete, dass Gott eure Herzen bewegt!)

Ich wäre in diesem Artikel, ehrlich gesagt, gerne noch auf so viele andere Thesen eingegangen, aber das hätte den Rahmen absolut gesprengt. (Ganz davon ab, dass der Rahmen jetzt schon gesprengt und der Artikel in einer Art und Weise an Umfang explodiert ist, wie ich sie nicht erwartet hätte. Aber wovon das Herz voll ist, davon geht eben der Mund über.)

Zu meiner Vorgehensweise: Ich habe die Fakten anhand mehrerer Quellen geprüft, geschaut, was dran ist, ob es berechtigte Kritik gibt und schlussendlich zu jeder These ein Fazit formuliert. Meine Quellen habe ich einzeln zu jeder These aufgeführt. So dürfte es am einfachsten nachvollziehbar sein.

 

4.1 Das Virus existiert nicht oder ist ungefährlich

„Also ich kenne niemanden, der Corona hatte!“
„Corona ist eine Lüge – die Krankenhäuser sind leer!“

Diese und ähnliche (zugegeben: sehr ärgerliche und hanebüchenen) Aussagen hat vermutlich jeder von uns schon zu hören bekommen. Das Virus soll ein Hoax, ein riesiger Fake sein. Doch stehen hinter solchen Aussagen vorschnelle Rückschlüsse, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren.

Falsche Vergleiche:

Zum einen stellt man sich selbst sowie die eigene Wahrnehmung ins Zentrum des Geschehens, was jedwede Aussage ihrer Objektivität entzieht und ein verzerrtes, subjektives Bild der Situation zeigt. Zum anderen finden wir derzeit in Deutschland eine Lage vor, die außergewöhnlich ist – im Vergleich mit anderen Ländern sind wir durch gezielte Maßnahmen vor erschreckend hohen Todeszahlen verschont geblieben, was ein unermesslicher Segen Gottes ist, der auch auf Gebet und einer anbetenden Generation fußt.

Eigenschaften des Coronavirus (SARS-CoV-2):

Wissenschaftler auf der gesamten Welt forschen seit Monaten an dem Virus und erlangen immer wieder neue Erkenntnisse. Aktuell (31. Mai 2020) wissen wir über das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 folgendes:

  • Es verbreitet sich schnell – laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) verbreitet sich Influenza wegen ihrer kürzeren Inkubationszeit jedoch ein wenig schneller als COVID-19.
  • Mehr schwere Infektionsverläufe – anders als bei einer Influenza-Infektion zeigen wissenschaftliche Studien, dass es bisher vermehrt zu schweren Krankheitsverläufen kommt.
  • Es gibt keine Immunität im Volk oder Behandlungsmittel dagegen – anders als bei anderen Corona- oder Influenza-Viren gibt es gegen COVID-19 noch keine Impfstoffe oder ein Behandlungsmittel. Da das Virus zudem neuartig sei, existiere auch keine Immunität unter Menschen, weil das Virus zu stark von bisher bekannten Coronaviren abweicht.
  • Unbekannte Folgeschäden – zudem sind Folgeschäden noch nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht und inwieweit diese die Gesundheit beeinträchtigen können.
  • Ca. 20 % aller Deutschen zählen zur Risikogruppe bzw. haben einen schweren Krankheitsverlauf zu erwarten – nach Angaben des RKI sind dies ältere Menschen ab 50 bis 60 Jahren, Raucher und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen.
Fazit:

SARS-CoV-2 ist weder ein Fake durch die Medien (obgleich die Thematik medial sehr befeuert wird) noch ungefährlich. Dies zeigen auch die jüngsten neuen Ansteckungsfälle in Restaurants und christlichen Gemeinden.

Quellen:
Correctiv: Große Verschwörung? Ken Jebsen verbreitet irreführende Behauptungen
Correctiv: Youtube-Video von „Coach Cecil“ enthält falsche Aussagen
ECDC: Q & A on COVID-19
Zeit: Covid-19-Folgeschäden – Genesen heißt nicht immer gesund
Correctiv: Keine Belege, dass in Italien 96 Prozent der Todesfälle nicht an Covid-19 starben
Correctiv: Coronavirus – Warum die Aussagen von Wolfgang Wodarg wenig mit Wissenschaft zu tun haben
Deutschlandfunk: Virologe Drosten zu Aerosol-Übertragung

Correctiv: Coronavirus nicht gefährlicher als Grippe?

 

4.2 Das Virus wurde im Labor gezüchtet

Während die einen behaupten, das Virus sei einem Labor in Wuhan entfleucht oder besser gesagt bewusst von dort verbreitet worden, sehen die anderen Bill Gates als Verantwortlichen dahinter, um mit einer weltweiten Impfpflicht Profit zu machen. Aber wurde das Virus tatsächlich von Menschenhand geschaffen?

Der heutige Stand:

Es ist wissenschaftlich zwar nicht zu 100 % bewiesen, woher das Virus stammt, aber es gibt deutliche Hinweise darauf, dass es nicht von Menschenhand gezüchtet wurde. Das mag vielleicht nicht die zufriedenstellende Antwort sein, weil man (wie bereits unter Punkt 2.2.1.2a Es braucht einen eindeutigen Schuldigen erläutert) gerne einen eindeutigen Schuldigen oder eine Ursache kennen möchte, aber es passieren eben auch Dinge, die für uns nicht kontrollierbar sind.

Besondere Schnittstelle:

Wissenschaftliche Studien konnten bisher feststellen, dass SARS-CoV-2 über eine Art spezielle Schnittstelle in dem Hauptoberflächenprotein des Virus verfügt, welches für den Eintritt in die Zelle verantwortlich ist. Mit dieser Schnittstelle kann es sich besser an menschliche Zellen binden, was vor allem an der Beschaffenheit des sogenannten Spike-Proteins an der Außenseite des Erregers liegt.

Diese Entdeckung haben sowohl chinesische als auch europäische Wissenschaftler gemacht: Die Eigenschaft wurde in Fledermäusen (den Coronaviren der Fledermäuse) entdeckt. Sie unterscheide sich zwar geringfügig von dem aktuellen menschlichen Coronavirus, aber sei diesem sehr ähnlich.

Diese Schnittstelle am SARS-CoV-2 sei in der Natur durch Zufall unter Selektionsdruck entstanden.

Fazit:

Der Verdacht, dass das Virus auf einem Tiermarkt in Wuhan auf den Menschen übergesprungen sei, ist somit nochmals bestätigt worden. Und auch wenn uns das nicht gefalllen mag: Der Zufall hat hier seine Hand im Spiel und keine Menschen.

Quellen:
Berliner Zeitung: Faktencheck – Wurde Sars-CoV-2 im Labor gezüchtet?
Nature Online: The proximate origin of Sars-CoV-2
Südtirol News: Nobelpreisträger sagt, Coronavirus entstand im Labor
CGTN: ‘China’s Death Labs’ video is full of holes and flawed arguments
Focus: Christian Drosten widerlegt Labor-Theorie
FR: China soll Warnung vor Covid-19 verzögert haben
DW: Coronavirus – Menschengemacht und aus dem Labor?

 

4.3 Die Pandemie war geplant

Und die Antworten auf die Frage, wer die Pandemie geplant habe, könnten hierbei nicht vielfältiger sein: Bill Gates (Event201 beweise das), die USA (allen voran Trump persönlich), China, Israel bzw. die Juden, die Bilderbergs. Dabei fällt im gleichen Atemzuge meistens der Vorwurf, dass die Verursacher der Pandemie schon einen Impfstoff hätten und daraus Kapital schlagen würden. Und dass das Virus in Umlauf gebracht worden sei, um die Weltbevölkerung auszudünnen.

Ich glaube, man merkt es schon an der Verwendung des Konjunktivs, dass diese Aussagen nicht unbedingt den Tatsachen entsprechen. Wie schon im vorigen Punkt 4.2 Das Virus wurde im Labor gezüchtet erläutert, ist es höchst unwahrscheinlich, dass das Virus von Menschenhand gemacht wurde. Somit entbehrt der Vorwurf, dass die Pandemie geplant gewesen sei (ganz gleich, wer der Schuldige sei), jeglicher Grundlage.

Fazit:

Bislang gibt es keine Belege für eine absichtliche Verberitung des Virus.

Quellen:
Correctiv: Große Verschwörung? Ken Jebsen verbreitet irreführende Behauptungen
Deutschlandfunk: Virologe Drosten zu Aerosol-Übertragung
DW: Coronavirus – Menschengemacht und aus dem Labor?

 

4.4 Schuld am Ausbruch des Coronavirus ist 5G

Zuerst einmal sollte geklärt werden, was 5G eigentlich ist: Als 5G wird ein neuer Mobilfunkstandard (die 5. Generation) bezeichnet, durch welchen sich Daten wesentlich schneller drahtlos versenden und mit deutlich geringerer Verzögerung als bei bisherigen Standards  (4G, 3G) übertragen lassen.

Aktuelle Verschwörungstheorien besagen, dass das Virus über Funkmasten mittels 5G-Strahlung übertragen werde und dadurch unsere Gedanken kontrollieren würden.

Warum wird daraus ein Hehl gemacht?

Die bisherigen Frequenzen für das Mobilfunknetz lagen bei weniger als 2,6 Gigahertz (GHz), während die neuen 2 bis 3,7 Gigahertz ermöglichen sollen. Da höhere Frequenz jedoch eine geringere Reichweite hat, benötigt das 5G-Netz eine Vielzahl an neuen Sendemasten (oder Trägern der Sendestationen, welche auch Laternen o.ä. sein können), um möglichst viele Gebiete abzudecken. Für einen schnellen und effektiven Datentransfer werden die Signale mittels neuer Technik (Beamforming) anders verteilt und insbesondere an die Geräte aktiver Nutzer gesendet.

Hierbei ist es wichtig, zu wissen, dass Mobilfunkstrahlung elektromagnetische Strahlung aka Mikrowellenstrahlung ist. Diese Strahlung kann je nach Intensität Gewebe erwärmen, weil sie hochfrequent ist. Allerdings ist sie nicht ionisierend – sie kann also (im Gegensatz zu bspw. Röntgenstrahlen) unser Erbgut nicht direkt beschädigen. Da Erwärmung aber immer nicht ganz ungefährlich ist, gibt es sogenannte Grenzwerte, die eingehalten werden müssen.

Fazit:

Laut aktueller wissenschaftlicher Studien kann kein Zusammenhang zwischen gesundheitlichen Schäden und Handystrahlung hergestellt werden.

Aber warum wird so etwas dann verbreitet?

Wie ich bereits gesagt habe: Wir haben Angst vor dem Ungewissen – vor Dingen, die wir nicht kontrollieren können wie etwa moderner Technik oder dem Virus. Und Verschwörungsthoretiker instrumentalisieren diese Angst dann gerne für ihre eigenen Zwecke.

Quellen:
TAZ: Mit Alu gegen 5G und Chemtrails
Social Media Watchblog: 5G ist gefährlich, aber nicht wegen der Strahlung
Spiegel: Gefährdet 5G die Gesundheit?
Spiegel: Wie 5G Deutschlands Zukunft prägen wird
Quarks: Ist das neue Mobilfunknetz 5G gefährlich?
Heise: Strahlenschutzkommision – 5G ist nicht gefährlich
Inside Digital: 5G und Corona – Ist Mobilfunk gefährlich für die Gesundheit?
MaiLab: Kann Handystrahlung Krebs verursachen?
MaiLab: Wie schlimm sind Mikrowellen?
Kurzgesagt: Wie gefährlich ist Elektrosmog?

 

4.5 Bill Gates hat die WHO gekauft

Ken Jebsen behauptet in seinem mittlerweile zu Berühmheit gelangten Video „Gates kapert Deutschland“, dass Bill und Melinda Gates zu über 80 % die Weltgesundheitsorganisation (WHO) finanzieren würden. Hierzu gibt er als Quelle einen Artikel von Deutschlandfunk Kultur an.

Fakt ist jedoch: In eben diesem Artikel steht, dass 80 % des WHO-Budgets insgesamt aus Spenden kommen – für den Zeitraum 2018–2019 betrug das Budget der WHO, das sich aus Pflicht-Zahlungen der Mitgliedsstaaten sowie freiwilligen Zuwendungen zusammensetzt, mehr als 4,4 Milliarden US-Dollar. Der größte Geldgeber (inkl. Pflicht- und der freiwillige Beiträge) waren in diesem Zeitraum die USA mit ca. 15 % der insgesamten Zahlungen. Danach folgten mit knapp 10 % die Bill & Melinda Gates Foundation, die Impfallianz Gavi (8 %), Großbritannien (7 %) und Deutschland (5 %).

Berechtigte Kritik:

Obgleich man nicht von der Hand weisen kann, dass die Bill & Melinda Gates Foundation seit ihrer Gründung im Jahr 2000 viel für die Weltgesundheit geleistet und hierfür bereits über 50 Milliarden Dollar investiert hat, bleibt jedoch auch hier Raum für berechtigte Kritik:

  1. Zweckgebundene Spenden gehen auch immer mit Mitbestimmungsrecht für die Geldgeber einher. Freie Forschungen werden hierdurch erschwert. Im Falle von Bill Gates bedeutet das, dass durch seine Spenden seine Vorstellung von Gesundheitsförderung durchgesetzt wird. So investiert die Bill und Melinda Gates Stiftung vor allem in technische Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten, zum Beispiel in Impfkampagnen und die Verteilung von Medikamenten. Hierdurch würden andere wichtige Aufgaben vernachlässigt werden – der Aufbau funktionierender Gesundheitssysteme in armen Ländern zum Beispiel.
  2. Die wohltätige Arbeit der Stiftung wird durch Profite des dazugehörigen Trusts (eine Vermögensverwaltung, die durch externe Manager verwaltet wird) finanziert. Die Investitionen des Trusts weisen einen Widerspruch zu den moralischen Ansprüchen der Foundation auf. Die Stiftung investiert in Rüstungsexporte, die Öl-, Flug- und KFZ-Industrie, Kohle-Unternehmen, gewinnbringende Süßgetränke- und Süßwarenhersteller und Alkoholkonzerne.
Fazit:

Der Vorwurf, dass Bill Gates die WHO gekauft habe, ist falsch. Doch gegenüber der Stiftung kann berechtigte Kritik geäußert werden.

Quellen:
Deutschlandfunk Kultur: Unabhängigkeit der WHO
Correctiv: Faktencheck – Ken Jebsen
WHO: 2019 Annual Report
Gates Foundation 2020 Annual Letter
The Guardian: How Bill and Melinda Gates helped save 122m lives
WHO: Contributors
tagesschau: Wer finanziert die WHO?
Walulis: „Gates kapert Deutschland“ zerlegt
ZDF: Zweifelhafte Profite der Gates-Stiftung
Handelsblatt: Wo Gates’ Stiftung an ihre Grenzen stößt

Heise: Bill Gates zwischen Schein und Sein
Itidal TV mit Tarek Baé: Nein, Bill Gates hat Deutschland nicht gekapert
FR: Medizin und Gesundheit – Edle Weltregenten

 

4.6 Es wird eine Impfpflicht und einen Immunitätsausweis geben

Diese Theorie kam vor allem durch Ken Jebsens Video „Gates kapert Deutschland“ auf, in welchem er behauptet, dass der Impfzwang schon beschlossen sei und hierfür ein entsprechender Gesetzesentwurf vorliege.

Die Fakten:

Es gibt noch keinen Impfstoff – bis es diesen gibt, wird es auch noch einige Monate dauern. Und auch eine Zwangsimpfung oder Impfpflicht stand nie im Gesetzesentwurf.

Im „Entwurf eines Zweiten Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“, von dem im Video die Rede ist, geht es vor allem um § 28, der entsprechend dieses Entwurfes geändert wurde. Dort steht nun im Gesetz folgendes:

„Werden Kranke, Krankheitsverdächtige, Ansteckungsverdächtige oder Ausscheider festgestellt oder ergibt sich, dass ein Verstorbener krank, krankheitsverdächtig oder Ausscheider war, so trifft die zuständige Behörde die notwendigen Schutzmaßnahmen, insbesondere die in den §§ 29 bis 31 genannten, soweit und solange es zur Verhinderung der Verbreitung übertragbarer Krankheiten erforderlich ist; sie kann insbesondere Personen verpflichten, den Ort, an dem sie sich befinden, nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen zu verlassen oder von ihr bestimmte Orte oder öffentliche Orte nicht oder nur unter bestimmten Bedingungen zu betreten. Unter den Voraussetzungen von Satz 1 kann die zuständige Behörde Veranstaltungen oder sonstige Ansammlungen von Menschen beschränken oder verbieten und Badeanstalten oder in § 33 genannte Gemeinschaftseinrichtungen oder Teile davon schließen. Eine Heilbehandlung darf nicht angeordnet werden. Die Grundrechte der Freiheit der Person (Artikel 2 Absatz 2 Satz 2 des Grundgesetzes), der Versammlungsfreiheit (Artikel 8 des Grundgesetzes), der Freizügigkeit (Artikel 11 Absatz 1 des Grundgesetzes) und der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 Absatz 1 des Grundgesetzes) werden insoweit eingeschränkt.“ – Infektionsschutzgesetz (IfSG), § 28 Schutzmaßnahmen, Abs. 1

Die Begriffe „Impfpflicht“ oder „Impfzwang“ lassen sich nicht in dem Gesetzentwurf finden und seien auch nicht in Planung. Die beschriebenen Schutzmaßnahmen aus § 28, Abs. 1 schließen hierbei keine Impfungen mit ein. Zudem solle auch nicht mehr über einen Immunitätsausweis entschieden werden. Somit sei ein angedachter Immunitätsausweis nun vom Tisch. Im Gesetzentwurf vom 5. Mai ist die Änderung nachweislich nicht mehr enthalten.

Fazit:

Weder ist eine Impfpflicht in Planung, noch soll es einen Immunitätsausweis geben.

Quellen:
Bundesgesundheitsministerium: Entwurf eines Zweiten Gesetzes (Version 1)
Bundesgesundheitsministerium: Entwurf eines Zweiten Gesetzes vom 05.05.2020 (Version 2)
Walulis: „Gates kapert Deutschland“ zerlegt
Correctiv: Große Verschwörung? Ken Jebsen verbreitet irreführende Behauptungen
SWR3: Impfzwang-Faktencheck – Keine Corona-Impfpflicht in Deutschland beschlossen

 

4.7 Der Eingriff in unser Grundgesetz ist rechtswidrig

Ein wichtiger Punkt, der derzeit viele veranlasst, auf die Straße und Demonstrationen zu gehen. Die Eingriffe in das Grundgesetz seien rechtswidrig. Aber was ist dran?

Die Eingriffe:

Vorneweg: Ja, es wurden aufgrund der Corona-Krise Eingriffe in das Grundgesetz vorgenommen. Einige Beispiele liste ich nachfolgend auf:

  • Fortbewegungsfreiheit – eingeschränkt durch die häusliche Isolation (Quarantäne), da man dann bestimmte Orte nicht mehr verlassen darf
  • Persönlichkeitsrecht – eingeschränkt durch das Kontaktverbot, welches die freie Entfaltung einer Person, sich mit anderen Menschen zu treffen, verhindert
  • Versammlungs- und Glaubensfreiheit – waren zeitweise eingeschränkt durch Verbot von Veranstaltungen und Gottesdiensten
  • Berufsfreiheit – zeitweise eingeschränkt durch Schließungen im Einzelhandel o.ä.

Aber: Nein, diese Eingriffe sind nicht per se rechtswidrig.

Das richtige Maß:

Die Regierung darf nur in unsere Grundrechte eingreifen, wenn die Anordnungen verhältnismäßig sind. Wenn also beispielsweise die Maßnahmen dazu dienen, die Verbreitung des Virus zu stoppen und Leben zu schützen.

„Werden Kranke, Krankheitsverdächtige, Ansteckungsverdächtige oder Ausscheider festgestellt oder ergibt sich, dass ein Verstorbener krank, krankheitsverdächtig oder Ausscheider war, so trifft die zuständige Behörde die notwendigen Schutzmaßnahmen, insbesondere die in den §§ 29 bis 31 genannten, soweit und solange es zur Verhinderung der Verbreitung übertragbarer Krankheiten erforderlich ist […].“ – Infektionsschutzgesetz (IfSG), § 28 Schutzmaßnahmen, Abs. 1

Doch nicht alle Maßnahmen fallen unbedingt unter diese Verhältnismäßigkeit. Daher sollte unser demokratischer Rechtsstaat besonders in der derzeitigen Situation nicht zum Negativ-Exempel werden, der jederzeit Rechte aushebeln kann und die derzeitigen Eingriffe und Beschränkungen nur so lange wie unbedingt nötig aufrecht erhalten.

Fazit:

Derzeit liegt noch keine Gefährdung des Grundgesetzes vor, da die Gefahr durch das Coronavirus noch nicht gebannt ist und die Einschränkungen somit verhältnismäßig sind. Aber sollten die Einschränkungen darüber hinaus grundlos länger aufrecht erhalten werden, sollte man für die Wahrung des Rechtsstaates eintreten.

Quellen:
Correctiv: Ende des Rechtsstaats? Was Juristen über Corona-Maßnahmen denken
Correctiv: Bodo Schiffmann – der Arzt, dem die Corona-Rebellen vertrauen
bpb: Corona-Krise – Wie weit dürfen Grundrechtseinschränkungen gehen?
von rueden: Gefährdet die Corona-Pandemie unsere Grundrechte?
Verfassungsblog: COVID-19 und das Grundgesetz

 

4.8 Die Corona-Warn-App spioniert meine Daten aus

*Aktualisierung vom 28.06.2020.

Vorneweg möchte ich erst einmal zur besseren Unterscheidung klar stellen, dass nicht nur eine deutsche Corona-App existiert – die Apps, über die am häufigsten gesprochen wird, sind die offizielle (von der Bundesregierung beauftragte) Corona-Warn-App und die Corona-Datenspende-App vom Robert-Koch-Institut. Da das leider in Diskussionen oft durcheinander geworfen oder mindestens nicht deutlich genug gemacht wird, beschreibe ich beide Apps nachfolgend, um die Unterscheidung verständlich zu machen.

Die Corona-Datenspende-App ist eine von Thrive im Auftrag des Robert-Koch-Instituts entwickelte App. Sie dient dazu, Gesundheitsdaten zu sammeln (beispielsweise über ein Fitnesstracker-Armband) und diese wiederum an das Robert-Koch-Institut zu spenden. Die App ist jedoch für zahlreiche Sicherheits-Lücken bekannt und weist Mängel bei den Zugriffsrechten auf die Daten auf.

Die Corona-Warn-App hingegen wurde als Open-Source-Projekt entwickelt. Entwickelt wurde die App vom deutschen Softwarehersteller SAP sowie der Deutschen Telekom (SAP > Smartphone-App | Telekom > Server-Infrastruktur) im Auftrag der Bundesregierung. Seit Beginn der Entwicklung steht der Quell-Code offen zur Einsicht zur Verfügung (daher „Open Source“).

Die App trackt hierbei die Begegnungen ihrer Nutzer über anonyme Beacons (zufällige Zeichenketten), die via Bluetooth Low Energy versendet, von anderen Geräten in Reichweite empfangen und auf diesen dezentral gespeichert werden. (Diesen Prozess übernimmt das „Exposure Notifications“-Framework in Googles und Apples Betriebssystem. Die App hat nur sehr beschränkten Zugriff auf die anonymen Zeichenketten und fragt dort vereinfacht lediglich ab: „Bin ich der Zeichenkette ‚xYzaBc‘ schon einmal begegnet?“. Beziehungsweise im Falle eines positiven Tests lautet die Abfrage in etwa: „Liefer mir alle Zeichenketten, die das Handy versendet hat“.)

Die Fakten zur Corona-Warn-App:

Vorteile:

  • Dezentrale Speicherung auf den Geräten
  • Anonyme Beacons > Es ist kein Rückschluss von den Beacons zu einer Person möglich
  • Zugriff auf Beacons ist nur offiziellen Corona-Apps von offiziellen Gesundheitstellen gestattet (Android und Apple haben speziell hierfür Schnittstellen geöffnet)
  • Entwicklung ist Open Source und auf Kritik wurde/wird zuverlässig und schnell reagiert
  • Freiwillige Nutzung > in der Politik wird auch darüber diskutiert, dass Nicht-Nutzern keine Nachteile dadurch entstehen
  • Datenvolumen ist kostenlos
  • Energieverbrauch gering > Versenden erzeugt keinen signifikanten Mehrverbrauch (daher „Bluetooth Low Energy“), Empfangen verbraucht Strom (wird aber nur alle 5–10 Minuten gemacht)
  • geringe Wahrscheinlichkeit, Opfer von Bluetooth-Hacker-Angriffen zu werden

Nachteile:

  • Läuft nur mit den neueren Betriebssystemen (Android 6+ oder iOS 13.5+)
  • Nur auf Deutsch und Englisch verfügbar (Sprachbarriere) > Daran wird derzeit gearbeitet – das Übersetzen rechtlicher Texte ist aber nicht einfach, daher kann man sich via Github an der Übersetzung beteiligen
Fazit zur Corona-Warn-App:

Die App ist sauber entwickelt worden und genießt zurecht das Vertrauen und Lob von Datenschützern und IT-Experten. Sie kann auf eine sichere und effektive Art und Weise dazu beitragen, Infektionsketten zu durchbrechen und in der Bekämpfung gegen das Virus Erfolg zu bringen. Damit die App und die damit einhergehende Kontaktverfolgung jedoch etwas bringen, muss die App auf so vielen Handys wie möglich installiert und aktiv sein (das müssen nicht die oft zitierten 60 % sein – die App-Nutzung ist schon bei geringeren Nutzerzahlen sinnvoll). Deshalb ist es nun aber an uns, dieses Bestreben zu unterstützen.

Die App-Nutzung ist freiwillig – aber wenn ich Römer 13 lese, dann drängt mich der Heilige Geist und aus „freiwillig“ wird „um Gottes Willen“:

„Jeder soll sich der Regierung des Staates, in dem er lebt, unterordnen. Denn alle staatliche Autorität kommt von Gott, und jede Regierung ist von Gott eingesetzt. […] Denn die Regierung ist Gottes Dienerin, und du sollst durch sie Gutes empfangen. Wenn du jedoch Böses tust, hast du allen Grund, sie zu fürchten. Schließlich ist sie nicht umsonst Trägerin der richterlichen Gewalt. Auch darin ist sie Gottes Dienerin. Indem sie den Schuldigen zur Verantwortung zieht, vollstreckt sie an ihm das Urteil des göttlichen Zorns. Es ist also notwendig, sich dem Staat unterzuordnen, und das nicht nur aus Angst vor der Strafe, sondern auch, weil das Gewissen es fordert.“ (Römer 13,1+4–5; NGÜ)

Ich appelliere darum an das Gewissen von uns Christen, der Bitte des Staates für das Gemeinwohl und zur Ehre Gottes Folge zu leisten.

Quellen:
Zusammen gegen Corona: Corona-Warn-App und Prävention
Morgenpost: Corona App – So funktioniert die neue App der Regierung
NTV: Der beste Grund, die App zu laden
Verbraucherzentrale: Corona-Warnung per App – Fragen und Antworten zur neuen Tracing-App
Correctiv: Der lange Weg zur Corona-App
University of Oxford: Studie – Digital contract tracing
ZDF: Chaos Computer Club lobt deutsche Corona-App
Süddeutsche: Einlass nur mit App auf dem Handy
NTV: Wie gefährlich ist Bluetooth?
Süddeutsche: Ein Spielzeug für die digitale Oberklasse
IP-Insider: Beacons

 

5 Mein persönliches Fazit

Fakt ist: Es gibt keine einfache Antwort. Das dürfte der Artikel in der größtmöglichen Bandbreite aufgezeigt haben. Aber was werde ich persönlich nun praktisch mit diesem Wissen anstellen? Wie möchte ich mich als Christin in dieser Situation verhalten? Darauf möchte zum Schluss noch einmal kurz eingehen.

 

5.1 Andere nicht verurteilen

Ich persönlich möchte mich in Zukunft nicht mehr über andere erheben und sie für ihr Verhalten verurteilen. Ich will weder Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, pauschal als „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnen (denn damit unterstelle ich ihnen boshafte Absichten!), noch Menschen, die sich in meinen Augen ignorant und fahrlässig verhalten, ihren gesunden Menschenverstand absprechen. (Und ich muss ehrlich sein: Das habe ich in den letzten Wochen zuhauf getan.) Wir sind in dieser Situation alle desorientiert, verwirrt und verunsichert. Jeder macht Fehler. Mich eingeschlossen. Nicht umsonst sagt Gott zu uns:

„Ich bin der gute Hirte!“ (Johannes 10,11)

Weil wir alle dumme Schafe sind, die sich (ver)irren und denen Gott den richtigen Weg zeigen muss. So viel Demut sollten wir alle haben.

 

5.2 Nicht mehr diskutieren

Zudem werde ich darüber nicht mehr diskutieren. Mit diesem Artikel (und dem Video) habe ich mein Statement zu dem Thema gesetzt und werde von nun an nicht mehr darauf eingehen. Wie unter Punkt 3.5 Mit Spannungen und Meinungsverschiedenheiten umgehen erläutert, sollen wir uns unserer eigenen Position und Meinung bewusst sein, weil wir dafür einmal vor Gott Rechenschaft ablegen müssen. Aber unser Auftrag ist es nicht, andere von dieser Meinung zu überzeugen, sondern sie zu lieben.

 

5.3 Beten

Jemand aus meiner Jugend hat in dieser Woche etwas beeindruckendes gesagt, das mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen ist. Seine Worte lauteten ungefähr: „Ich möchte es mir nicht selbst vorwerfen müssen, nicht gebeten zu haben und darum zu sehen, wie jemand Mangel erleidet.“ Welch weise Worte!

„Doch euch fehlt das, was ihr so gerne wollt, weil ihr Gott nicht darum bittet.“ (Jakobus 4,2b; NLB)

Darum werde ich weiterhin im Gebet bleiben. Ich will zum Überfluss des Segens beitragen, nicht zum Mangel. Wie in diesem Impuls zu Beginn der Krise geschildert, werde ich dabei für folgende Punkte beten:

  • Heilung und Bewahrung von Infizierten & Gesunden
  • Erweckung
  • Gnade für unsere Welt und unser Land
  • Buße
  • Weisheit, Kraft, Liebe & Besonnenheit – statt Angst
  • Gemeinde

 

5.4 Mich der Regierung unterordnen

Wir sollen keine Angst haben oder gar in Panik verfallen – wir sollten uns einfach an die Empfehlungen von Virologen und die Regeln der Regierung halten. Die Bibel ist da nämlich ganz klar:

 „Jeder soll sich der Regierung des Staates, in dem er lebt, unterordnen. Denn alle staatliche Autorität kommt von Gott, und jede Regierung ist von Gott eingesetzt.“ (Römer 13,1; NGÜ)

Gott hat die Regierung über uns eingesetzt, damit diese Ordnung schafft, Böses bestraft und Gutes fördert. Es gibt aber auch Ausnahmefälle. Wenn die Regierung nämlich gegen Gottes Gebote handelt:

„Gott muss man mehr gehorchen als den Menschen.“ (Apostelgeschichte 5,29b; NGÜ)

Doch das tut unsere Regierung nicht. Im Gegenteil. Wir sehen ihre Bemühungen und wie sie ihr Bestes gibt. Natürlich sehen wir auch, dass sie in vielem versagt. Aber das sehen wir weltweit. (Am Rande bemerkt, wird die deutsche Regierung in der internationalen Presse für ihre Strategie in der Bekämpfung des Virus sowie der Eindämmung sehr gelobt. Es gibt leider einige Länder, die ein sehr viel schlechteres Krisenmanagement haben und die viele Todesfälle zu verzeichnen haben, weil sie die Lage eben nicht ernst genommen haben.) Deshalb sollten wir dahinter stehen und die Regierung sowohl mit unserem Gebet als auch mit unserem Gehorsam segnen. Aber nicht nur Gehorsam, sondern vor allem auch Nächstenliebe, wie es eine Freundin es sehr passend ausgedrückt hat:

„Dennoch oder gerade deshalb müssen wir uns vor Augen führen, dass aus geistlicher Perspektive jeder Tod, der nicht zu Jesus führt, für uns tragisch ist. Rücksicht zu nehmen, Regelungen zu befolgen, Acht zu geben – das hat nicht nur was mit Gehorsam zu tun, sondern auch viel mit Nächstenliebe. Und: mit Verstand.“

 

5.5 Alles prüfen – das Gute behalten

Auch wenn es mich mittlerweile schon arg nervt, so fordert mich Gott dennoch dazu auf, am Ball zu bleiben und mich weiterhin zu informieren. Ich darf nicht ignorant abstumpfen. So schnell die Situation sich derzeit verändert, so schnell werden auch neue Informationen und Gerüchte verbreitet. Ich muss prüfen, was gut und schlecht ist, um die für mich richtigen Schlüsse ziehen zu können.

Prüft alles, das Gute behaltet!“ (1. Thessalonicher 5,21)

 

5.6 Menschen Hoffnung & Sicherheit geben

Wie ich unter Punkt 2.1.1 Motivated Reasoning geschrieben habe, bringt es wenig, Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, mit sachlichen Argumenten und Fakten überzeugen zu wollen. Viel wichtiger ist es, ihnen mit Liebe und Demut zu begegnen, um eine Vertrauensbasis zu schaffen, auf welcher überhaupt erst ein guter Diskurs entstehen kann.

Bei Menschen, die hingegen noch unsicher sind, was sie glauben sollen, ist es gerade wichtig, verschwörungstheoretischen Aussagen, die im Internet kursieren, mit Fakten zu widersprechen und Gegenrede zu betreiben. Entweder auf Grundlage eigener Erkenntnisse oder indem man auch schlicht und ergreifend zu aufklärenden Seiten wie Correctiv (einem gemeinnützigen Recherchezentrum, welches Verschwörungsmythen aus sozialen Medien aufgreift und faktenbasiert aufklärt), Videos (z.B. Walulis und MaiLab) und Artikeln (wie diesem hier) weiterleitet. Denn Verschwörungstheorien, die zu viel öffentlich wirksamen Raum einnehmen, wirken – wie unter Punkt 2.1.2 Falsche Gleichgewichtung beschrieben – sonst legitimer als sie eigentlich sind. Und dem sollten wir entgegen wirken.

Denn in der aktuellen Krisensituation, die so von Krankheit, Tod und Dunkelheit gezeichnet ist, scheint das rettende Licht unseres Herrn Jesus Christus heller denn je.

„Denn das Volk, das in der Dunkelheit lebt, sieht ein helles Licht. Und über den Menschen in einem vom Tode überschatteten Land strahlt ein heller Schein.“ (Jesaja 9,1; NLB)

Und darum sollten wir von diesem Licht Zeugnis sein und Menschen helfen. Auch gerade solchen, die unter der Krise leiden. „Brich mein Herz für das, was dein Herz bricht“ ist ein Gebet geworden, das mir unglaublich viel bedeutet, weil es große Veränderungen in meinem Leben gewirkt hat. Und das möchte ich auch in dieser Hinsicht beten.

Quellen:
Bento: Was wir von einem Juden über Verschwörungsmythen lernen können

 

6 Schlusswort & Ermutigung

Und zu guter Letzt möchte ich mit den Worten eines Liedes, welches Gott mir in den letzten Tagen aufs Herz gelegt hat, noch einmal ermutigen: Werdet nicht müde!

„Don’t close your eyes. We’re all in this together. […] We can’t back down. There’s too much at stake. This is serious. Don’t walk away. We can’t pretend it’s not happening. […] We got a situation that we can’t ignore. ’Cause ignorance is not bliss. We don’t have to take this, no. With every big decision comes an equally important share of the risk. We gotta take this.“
Camp Rock 2 – Can’t Back Down

Auch wenn uns diese Situation alle anstrengt und herausfordert oder nervt, so möchte ich dich ermutigen, dich der Krisensituation entsprechend zu verhalten – zur Ehre Gottes und aus Liebe zu deinen Nächsten. Denn jetzt heißt es: Nicht nur reden, sondern machen.

Deswegen möchte ich selbst dazu beitragen, dass wir vom Reden ins Machen kommen, damit Gottes Segen weiterhin auf unserem Land liegt.

Denn in Psalm 33,12 steht:

„Blessed ist the nation whose God ist the Lord.“

„Glücklich ist das Volk, dessen Gott der Herr ist.“

Das Lied „Der Herr segne dich“ vom Gebetshaus Augsburg ist mir da eine große Ermutigung. Ich möchte den Menschen um mich herum zum Segen sein und für sie vor Gott eintreten, dass seine Gunst nicht von ihnen weicht. Dass er uns weiterhin gnädig ist. Dass wir seinen Segen (der defintiv auf uns liegt!), nicht übersehen. Und dass wir nach ihm in dieser Zeit der Not, Angst, Wut und Unsicherheit suchen.

Als Erinnerung an dieses für mich persönlich wichtige Learning habe ich euch passende Wallpaper für die gängisten Formate eurer liebsten technischen Geräte designt. Damit ihr immer wieder daran denkt, für die Menschen, unser Land und die Nationen weltweit in dieser Pandemie zu beten und sie zu lieben. ♥

9:16 für iPhone & Smartphone
EnglischDeutsch

iPhone X
EnglischDeutsch

3:4 für iPad & Tablet
EnglischDeutsch

16:9 für Macbook & Desktop
EnglischDeutsch

 


Ich würde mich riesig freuen, wenn ihr meinen Dienst mit einem Beitrag eurer Wahl via paypal.me/ewiglichtkindde unterstützt ♥
Ich danke euch von ganzem Herzen für eure Gebete und euren finanziellen Support!

* Da ich keine gemeinnützige Körperschaft bin, gilt eure Zuwendung steuerrechtlich nicht als Spende, sondern als Kauf meiner Dienstleistung.


 

Wenn ihr Fragen oder Feedback zu dem Artikel habt, könnt ihr mir gerne hier (oder unter dem Video) einen Kommentar hinterlassen. Andernfalls bin ich auch per Mail oder auf den Social-Media-Plattformen Instagram und Facebook zu erreichen. Ich versuche nach Kräften und bestem Wissen & Gewissen Fragen und Feedback zu beantworten. Ich freue mich, von euch zu lesen! ♥

Zum Abschluss möchte ich nur noch eines sagen:

„Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.“ (4. Mose 6,24–26)

Eure Daniela


Gott sei Ehre und Dank
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