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Abtreibung – warum ich meine Meinung geändert habe

◷ Geschätzte Lesedauer: 3 Minuten

Diese Frage habe ich im Rahmen meines heutigen Q&As auf Instagram gestellt bekommen:

„Hat sich durch deine Dekonstruktion deine Meinung über Abtreibung geändert?“

Ich habe mich dadurch daran erinnert, dass ich bereits vor ein paar Wochen einen Text zu diesem Thema verfasst, aber bis heute nicht veröffentlicht hatte.

Das Thema ist sehr vielschichtig und der Text spiegelt meine aktuellen Gedanken wider. Schreibt mir gerne, was euch bewegt – auch wenn ihr anderer Meinung seid.

Aber bitte vergesst nicht, dass hier eventuell Personen mitlesen, die durch gewisse Kommentare verletzt werden könnten. Ich glaube nämlich, die Entscheidung für eine Abtreibung ist nie leichtfertig und bedeutet für viele Frauen ein großes Hadern.

Danke!

Warum ich meine Meinung geändert habe:

Abtreibung – ein polarisierendes Thema, bei dem ich bereits als Fundamentale ahnte: So einfach und schwarz-weiß, wie es oftmals rübergebracht wird in christlichen Kreisen, ist es nicht.

Ich erinnere mich an einen Post von vor zwei Jahren, bei dem Johannes Hartl ein Plädoyer gegen Abtreibung hielt und dafür aktuelle Gesetzesänderungen bzgl. Kükentöten aufgriff.

Im Juni 2021 (Pride Month) griff ich diesen auf und veröffentlichte einen sehr umstrittenen Post mit dem Titel: „Unter falscher Flagge“. Ich konnte nicht richtig nachvollziehen, warum Leute für Abtreibung sind, aber gleichzeitig auf Menschenrechte und Diversität pochen. „Gebt doch auch den Ungeborenen ihre zustehenden Menschenrechte und macht damit die Welt diverser!“, so dachte ich damals.

Die Reaktionen auf den Post waren immens – viel zustimmender Applaus aus der konservativen Ecke, aber auch viele kritische Anfragen aus anderen Ecken des Netzes. Anfragen, die mich schon damals ein wenig zum Nachdenken brachten.

Heute, zwei Jahre später, ist das Thema für mich immer noch schwer. Würde mich aber jemand fragen, ob ich für Abtreibung bin, würde ich folgendes antworten:

Jain.

Zum einen weil ich mittlerweile einen starken Unterschied darin sehe, ob die Entscheidung mich selbst oder eine andere Person betrifft, zum anderen weil ich das Thema heutzutage wesentlich differenzierter und ganzheitlicher betrachte.

Denn bei Abtreibung geht es nicht nur um das ungeborene Leben, sondern auch um das Leben der Mutter.

Das war mir früher weniger wichtig.

Ich selbst möchte nach wie vor niemals ein Kind abtreiben. Das könnte ich nicht mit meinem gottgegebenen Gewissen vereinbaren.

Außerdem glaube ich von Herzen daran, dass wenn ich in meiner aktuellen Lebenssituation (glücklich verheiratet, fester Job, stabile Wohnsituation) ungewollt schwanger werden würde, das dennoch ein Geschenk Gottes wäre und Gott Thomas und mich versorgen und durchtragen würde.

Ich würde diese Entscheidung für ein Kind aber niemals einer anderen Person aufzwingen.

Vielleicht hat die Person keine gesunde und glückliche Partnerschaft, in der ein Kind wohlbehütet aufwachsen kann. Vielleicht hat sie nicht die finanziellen Mittel, um ein Kind zu versorgen. Vielleicht ist die Wohnsituation kompliziert. Vielleicht ist die Person psychisch stark belastet. Vielleicht ist etwas ganz anderes im Leben dieser Person los, das ihr die Entscheidung für ein Kind so hinderlich macht.
Ich weiß nicht, was das Herz einer anderen Person bewegt.

Ich würde mir natürlich wünschen, dass keine Kinder abgetrieben werden und dass man Menschen stattdessen genug Perspektiven aufzeigen kann (bspw. Adoption).

Aber mein Wunschdenken entspricht leider nicht der Realität. Nicht jeder Mensch hat das Glück, in einer Heile-Welt-Bubble aufzuwachsen. Nicht jeder hat ein unterstützendes Umfeld.

Wie kann ich dann meinen Finger erheben und Menschen die Schuld geben oder ein schlechtes Gewissen machen, wenn sie eine Entscheidung getroffen haben, um irgendwie zu überleben?

Ich will nicht mehr über andere Menschen und ihre Beweggründe und Taten urteilen. Wenn Personen in meinem Umfeld schwanger werden und eine Abtreibung in Betracht ziehen würden, möchte ich an ihrer Seite bleiben. Nicht den Zeigefinger erheben.

Bist du für oder gegen Abtreibung? Warum?

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2 Kommentare
  1. Bruni sagte:

    Was und wie auch immer die Situation ist, es gibt keinen Grund das eigene Kind im Mutterleib zu töten.
    Zuviel Not, auch psychischer Art kommt irgendwann nach, die Mutter wird nie wirklich damit fertig werden.
    Das Kind töten ist doch keinbe Alternative. “Abtreibung” klingt so sachlich, kühl – nein, es geht um Tötung des eigenen Kindes (nicht eines Kücken):
    Es gibt soviele Paare, die sich sehnlichst ein Kind wünschen. Warum nicht zur Adoption frei geben- statt töten..?
    Sorry, ich respektiere jede Meinung aber wieviel Schuld laden wir auf uns.
    Die Fachkräfte, die uns heute fehlen…- wir haben sie getötet und in den Müll geworfen.
    Wir tragen Frösche über die Straße, sorgen uns um allerlei Tierwohl – alles okay – wir sind so sensibel und mitfühlend …
    nur die eigenen ungewollten Kinder haben noch nicht mal die Chanse weg zu laufen.
    Gott hat Deutschland nach all dem Kriegsleid so gesegnet und wir , sind wir etwa dankbar? Nein , mit fast jedem neuen Gesetz setzen wir uns über seine guten Gebote hinweg.
    Wie lange schau Gott da wohl noch zu? Ich denke, wir spüren , so gut wie bisher, geht es mit uns nicht weiter.

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  2. Hanna sagte:

    Vielen Dank für den Kommentar von Bruni. Ich bin seit vielen Jahren in der Lebensrechtsarbeit. Und zwar aus dem Grund, weil wir, mein Mann und ich, nach der Geburt unseres Down-Syndrom-Mädchens üble Kommentare von seiten des Arztes hören mussten.
    Wenn eine Frau in die Zwangslage kommt, eine Abtreibung zu erwägen, stimmt etwas nicht in ihren Lebensumständen. Entweder wird sie vom Partner gedrängt und gibt ihm nach, um ihn nicht zu verlieren. Oder sie hat sich zu früh auf Sex eingelassen, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Oder sie ist psychisch angeschlagen. Oder sie ist mit beruflichen Situationen in Schwierigkeiten. Oder sie glaubt sich nicht gewachsen, ein Kind zu erziehen. Oder sie will einfach nicht mehr von vorn anfangen. Oder der Zeitpunkt passt ihr einfach nicht, später vielleicht…
    Die Entscheidung für ein Kind kann natürlich eine Steilkurve in der persönlichen Biographie bedeuten. Aber die Frauen, die sich fürs Leben des Kindes entschieden haben, sind trotz manch ungelöster Probleme reich belohnt und würden es nie bereuen.
    In allen Situationen brauchen Frauen die Hilfe anderer, um die Lebensumstände so zu gestalten, dass nicht der Umstände wegen Leben geopfert wird. Es ist zu kostbar. Ein Partner, der zu verstehen gibt:”Entweder ich oder das Kind”, ist keiner weiteren Zuneigung wert, weil er nicht verstanden hat, was Liebe ist.. Die Denkeinstellung zum Kind sollte sich in unserer Gesellschaft ändern, Menschenwürde fängt nicht erst nach der Geburt an. Wenn man bedenkt, dass jedes Jahr plus minus 100.000 Kindern das Leben verweigert wird, dann ist Wert und Würde des Lebens inflationär geworden, dann verliert alles andere auch an Wert.

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