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Ich will nicht mehr das schwächere Gefäß sein

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Gestern Abend, als ich mit Schmerzen in unserer Küche stand, kamen mir ebenso schmerzliche Erinnerungen an toxische Glaubenssätze aus meiner fundamentalistischen Vergangenheit in den Sinn, die mich traurig und wütend zugleich machten:

Mir wurde über zehn Jahre meines Lebens als fundamentalistische Christin vermittelt, dass ich das (wie es die Bibel nennt) „schwächere Gefäß“ sei – weil ich eine Frau bin.

Ich sei schwächer als meine männlichen Nächsten. Körperlich unterlegener, kraftloser, verletzlicher, emotionaler, unfähiger. Alles in allem wurde ich degradiert zur Gehilfin von Männern, die ja so viel stärker seien.

Aber ich will diese menschenverachtenden, toxischen Lehren nicht mehr glauben. Ich bin eine Frau, ich bin frei, ich bin stark und irgendwann – wenn das Patriarchat zerstört wurde – kann ich danach leben. Theoretisch.

Denn obgleich ich weiß, dass diese Lehren Lügen sind und Frauen unterdrücken sowie diskriminieren, sieht meine Lebensrealität manchmal ganz anders aus:

Ich fühle mich schwächer, körperlich unterlegener, kraftloser. Und ich schreie bei dem vernichtenden Gedanken daran, dass mich diese Attribute nur im Entferntesten vielleicht doch zum „schwächeren Gefäß“ machen könnten.

Denn diese Glaubenssätze, die ich über Jahre hinweg verinnerlicht habe, lassen mich mich selbst nicht realistisch und menschlich, sondern immer mit einem verachtenden Blick betrachten.

Darum will ich nicht mehr das schwächere Gefäß sein. Ich will nie wieder als das schwächere Gefäß angeschaut und behandelt werden. Ich will ernst genommen werden. Ich will mit Respekt behandelt und angenommen werden.

Denn Respekt gebührt jedem Menschen und nicht nur Männern.

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