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Warum sollte ich richtig liegen?

◷ Geschätzte Lesedauer: 2 Minuten

Manchmal frage ich mich, warum ausgerechnet ich richtig liegen sollte? Warum ich an den „richtigen“ Gott glauben und die richtige Art der Spiritualität haben sollte?

Jede andere Person würde doch das gleiche von sich behaupten. Ganz gleich, ob sie nun an Allah, Sterne oder das Universum – oder an nichts – glaubt.

Natürlich kann ich meinen Glauben mit persönlichen Erfahrungen untermauern. Aber das können wiederum auch viele andere.

Warum also sollte Jesus der einzig richtige sein? Aufgrund meiner christlichen Sozialisierung? Woher soll ich wissen, was richtig und was nur menschliche Prägung ist?

Je mehr ich darüber nachdenke und zulasse, dass auch andere Gläubige richtig liegen könnten und ich keinen absoluten Wahrheitsanspruch habe, desto demütiger werde ich.

Ich schaue andere Menschen nicht von oben herab an – als diejenigen, die es noch nicht richtig erkannt haben.
Ich schaue sie als Menschen an, die ebenso Glaubenserfahrungen gemacht haben – in ihrem persönlichen Kontext. Ob das nun der Islam, die Astrologie oder sogar der Atheismus ist.

Ich glaube, Gott kann sich jedem von uns anders offenbaren. Ebenso wie ich glaube, dass allen Menschen ein Stück seiner Herrlichkeit innewohnt und wir die Erfahrungen aller Menschen brauchen, um ein möglichst umfangreiches Bild von Gott zu bekommen. Und ich glaube, es ist gut, wenn Menschen auf unterschiedliche Weisen glauben & leben, solange es ihnen gut tut und sie andere Menschen mit ihrem Glauben nicht verletzen. (Und das kann im Christentum ebenso wie überall passieren!)

Und auch wenn ich persönlich glaube, dass Jesus Gott ist und dass der christliche Glaube der „richtigere Glaube“ ist aufgrund meiner Erfahrungen und Überzeugungen, so kann und will ich das anderen nicht mehr überstülpen oder gar ihre Erfahrungen abwerten.

Das habe ich als fundamentalistische Christin schon zur Genüge getan und mich besser als andere gefühlt.

Wenn ich anderen auf Augenhöhe begegne, kann ich so viel mehr von und mit ihnen lernen und vor allem echte Nächstenliebe und Menschlichkeit erleben.

Fotos: olgamachtgluecklich.de

1 Kommentar
  1. Thomas Jakob sagte:

    Das ich das nochmal erleben darf! All diese Fragen und die Gedanken halte ich für nur zu berechtigt und notwendig. Sie sollten regelmäßig gestellt werden. Von allen Religionen und Konfessionen und von jedem individuellen Gläubigen. Statt dessen läuft eine Art Glaubenspoker. Möglichst selbstsicher und glaubensgewiss auftreten. Wer zurückzieht, verliert. Bei meiner persönlichen Glaubensssuche hilft es mir auch nichts, wenn ich auf einen konventionellen Gläubigen treffe, der meine Fragen nur als Aufhänger nimmt, seine Glaubensgewissheit mit den bekannten Formeln zu demonstrieren.

    Danke für diesen offenen Beitrag!

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