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Was bedeutet geistlicher Missbrauch?

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Und warum geschieht er nicht nur in Kirchengemeinden, sondern auch auf Social Media?

Da ich seit meinem Dreh Ende Januar bei ERF Jess, wo ich für das Talkwerk als Gästin eingeladen war (hier geht’s zur Folge), vermehrt Fragen dazu erhalten habe, was geistlicher Missbrauch sei und woran man diese Missbrauchsart erkennt, habe ich einige Informationen für euch erarbeitet und aufbereitet.

missbrauchen

Bedeutung:

falsch, nicht seiner eigentlichen Bestimmung oder seinem eigentlichen Verwendungszweck entsprechend gebrauchen, benutzen; in unredlicher, unerlaubter Weise [für eigennützige Zwecke] gebrauchen, benutzen

Quelle: duden.de (Suchwort: „miss­brau­chen“)

Geistlicher Missbrauch

Bedeutung:

„[…] wenn eine religiöse Leitungsperson ihre Autorität nutzt, um Druck auszuüben oder andere zu demütigen.“

Quelle: deutschlandfunk.de („Geistlicher Missbrauch – Keine Widerrede erlaubt“)

„[…] beginnt dort, wo jemand einen Menschen, der von ihm Wegweisung erwartet, stattdessen mithilfe biblischer Aussagen, theologischer Inhalte oder spiritueller Praktiken manipuliert und unter Druck setzt.“

Quelle: fokolar-bewegung.de („Was ist geistlicher Missbrauch?“)

„[…] heißt, dass für diesen Missbrauch der Glaube, theologische Inhalte oder christliche Werte benutzt werden, um die Menschen zu manipulieren, zu steuern und unter Druck zu setzen.“

Quelle: katholisch.de („Therapeutin: Geistlicher Missbrauch missbraucht den Glauben

 

Geistlicher Missbrauch bzw. Machtmissbrauch ist, wenn Personen mit Macht in (Frei-)Kirchen diese Macht missbrauchen.

Die Personen können dabei Pfarrer:innen, Pastor:innen oder auch Menschen sein, die was zu sagen haben und anerkannt sind – bspw. weil sie eine Gemeinde leiten oder eine gewisse (Online-)Bekanntheit und ein gutes Image genießen.

Das heißt, ihnen steht eine gewisse Autorität zu und sie stehen in der Hierarchie über anderen. Und das wiederum nutzen sie aus, um die Gemeinde oder einzelne Mitglieder nach ihren Bedürfnissen zu lenken.

In meinem Fall hat sich der geistliche Missbrauch darin geäußert, dass …

  • … ich von einer Leitungsperson meiner Freikirche in einer öffentlichen Predigt gedemütigt & diskreditiert wurde aufgrund meiner Meinungen und Zweifel,
  • … meine privaten Social-Media-Kanäle zensiert wurden,
  • … mir in Aussicht gestellt wurde, dass mein Weg in der Gemeinde enden würde (= mit Ausschluss gedroht wurde), wenn ich weiterhin meine Zweifel und neuen Meinungen teile,
  • … gegen mich gehetzt wurde und ich als Irrlehrerin von einer Person mit größerer Online-Reichweite verleumdet wurde.

In einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft verschwimmen die Grenzen zwischen Online- und Offline-Welt immer weiter. Auch unsere Psyche kann nicht zwischen Erlebtem in der Online- & Offline-Welt unterscheiden.

Darum ist geistlicher Missbrauch – ganz gleich, ob er offline oder online geschieht – immer eine Gewalterfahrung, die Spuren hinterlässt. Dazu können Depressionen, Angststörungen, Traumafolgestörungen oder andere psychische Erkrankungen zählen.

Deswegen ist es umso wichtiger, jede Missbrauchserfahrung als solche anzuerkennen und zu behandeln. Dazu gehört, Betroffene zu schützen und Täter:innen zur Rechenschaft zu ziehen.

Quelle: Hade Aid (Seminar mit yeet am 07.10.23)


Das Thema liegt mir besonders auf dem Herzen, weil ich in 2022 selbst von geistlichem Missbrauch (offline & online!) betroffen war und noch heute mit den Folgen davon kämpfe: Depressionen, Traumata und Traumafolgestörungen.

Vor 2,5 Jahren hätte ich selbst noch felsenfest behauptet: „In meiner Gemeinde würde niemals geistlicher Missbrauch passieren!“ – bis ich selbst Betroffene wurde. Meine Augen waren verschlossen für die toxischen Glaubenslehren sowie missbrauchsbegünstigenden Strukturen in vielen (Frei)kirchen.

Umso wichtiger ist es, dass Menschen für geistlichen Missbrauch sensibilisiert werden und ihn erkennen und benennen können, wenn er vor ihren Augen stattfinden. Damit nicht noch mehr Menschen Schaden nehmen, sondern geschützt werden können, und Täter:innen endlich zur Rechenschaft gezogen werden und bspw. aus ihren Machtpositionen verbannt werden.

Was sind eure Gedanken, wie wir noch mehr dafür tun können, geistlichen Missbrauch vorzubeugen?

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