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„Aber nicht alle… !“ (Männer, Freikirchen, etc.)

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Du hörst, wie eine Person über die Probleme patriarchaler Strukturen inunserer Gesellschaft oder auch über toxische Strukturen in Freikirchen spricht. Innerlich wartest du nur darauf, bis die erste Person Einspruch einlegt.

Und ZACK! Da ist der berüchtigte Satz, der jede Kritik (v.a. an einem selbst als Teil des Problems) im Keim ersticken soll:

„Aber nicht alle …!“

Wenn du von diesem Satz genervt bist, aber nicht so richtig weißt, was du ihm entgegnen sollst, habe ich hier 5 ARGUMENTE, warum der Satz nicht nur falsch ist, sondern auch warum es nicht schlimm und oft sogar notwendig ist, sich nicht ständig differenzierend gegenüber privilegierten Gruppen wie Männern & Freikirchen auszudrücken:

1.) Es geht um Systeme,nicht Einzelfälle

Wenn man über patriarchale Gewalt, geistlichen Missbrauch, Manipulation oder religiösen Fundamentalismus spricht, geht es um Systeme und Muster, die sich in vielen dieser Freikirchen wiederholen – nicht um individuelle Ausnahmen.

2.) Privilegierte Gruppen sind nicht gefährdet durch Verallgemeinerung

Männer, Weiße, Heteros und auch freikirchliche Christ:innen sind in unserer Gesellschaft nicht strukturell diskriminiert. Freikirchen gehören in Deutschland oft zu gut vernetzten und finanziell starken Einflussgruppen. Eine zugespitzte oder pauschale Formulierung gefährdet sie nicht existenziell, sondern kratzt höchstens am Ego und fordert vor allem Rechenschaft. Betroffene und marginalisierte Gruppen hingegen erleben durch Verallgemeinerungen reale Ausgrenzung, Gewalt oder Benachteiligung. Ihre Perspektive braucht Schutz – nicht die der Priviligierten.

3.) „Nicht alle Freikirchen“ lenkt vom eigentlichen Thema ab

Der Impuls, sich oder andere aus einerkritisierten (und priviligerten, mächtigen!) Gruppe rauszunehmen, verschiebt den Fokus: Statt über die tatsächlichen Probleme zu sprechen, geht es plötzlich um die Gefühle privilegierter Personen. Das unterbricht notwendige Diskussionen und schützt das System und damit Täter:innen, nicht die Betroffenen. Zudem verhindert es echte Aufarbeitung und notwendige Veränderungen.

4.) Betroffene müssen sich permanent erklären – Privilegierte nie

Menschen, die von Rassismus, Frauenfeindlichkeit oder spiritueller Gewalt betroffen sind, werden ständig dazu gezwungen, differenziert, sachlich und nicht wütend zu sprechen. Aber niemand erwartet in solchen freikirchlichen Kreisen von bspw. Pastoren, ihre Predigten über „die Welt“, „die Verlorenen“ oder „die Irrlehrer“ zu relativieren. Dieses Ungleichgewicht ist strukturell ungerecht.

5.) Reflektierte Freikirchen hören auf Kritik und fühlen sich nicht angegriffen

Wenn eine Freikirche tatsächlich keine toxischen Dynamiken leben will, wird sie sich durch Kritik nicht angegriffen fühlen. Ganz im Gegenteil! Sie wird sagen: „Das stimmt, das ist schrecklich – wie können wir helfen, das System zu verändern?“ Wer sich aber sofort angegriffen fühlt, hat entweder selbst Dreck am Stecken oder zeigt ein identitätsbasiertes Abwehrverhalten. Kritik an Strukturen sollte bei reflektierten Personen kein Abwehrverhalten auslösen, sondern zur Selbstprüfung führen.

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