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Gott, ich habe so viele Antworten

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Was ich drei Jahre nach meiner Abkehr vomchristlich-fundamentalistischen Glauben auf meine eigenen Fragen und Glaubenszweifelantworten würde:

Gibt es die eine richtige Bibelauslegung? Oder führen verschiedene Auslegungsmethoden zur Wahrheit?

(Religiöse) Wahrheit ist subjektiv und interessiert mich daher nicht mehr sonderlich. Wenn religiöse Personen andere Menschen bedingungslos mit Respekt, Liebe & Würde behandeln und mir meine Wahrheit lassen, ist mir egal, was ihre persönliche Wahrheit ist. Daher glaube ich auch nicht, dass es die eine richtige Bibelauslegung gibt. Ich persönlich bevorzuge aber die historisch-kritische Methode zur Bibelauslegung.

Ist die Schöpfungsgeschichte wörtlich zu verstehen?Oder wollte der Autor etwas ganz anderes vermitteln?

Ich glaube, dass die Schöpfungsgeschichte nicht wörtlich sondern poetisch gemeint ist. Aber mich stört es nicht, wenn Menschen grundsätzlich daran glauben, dass Gott die Welt auch in wenigen Tagen statt Millionen Jahren erschaffen könnte, solange sie die wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht leugnen.

Ist Homosexualität tatsächlich eine Sünde? Oder wollen die Autoren in den Bibelstellen auf falsche Machtgefüge aufmerksam machen?

Homosexualität ist keine Sünde. Das steht auch gar nicht in der Bibel. Dieses Wort hat sich erst in den letzten Jahrhunderten in die Bibel geschlichen (ein Schelm, wer böse Absichten dahinter vermutet). Die Stellen sprechen teils von völlig anderen Umständen wie bspw. missbräuchlichen Machtgefügen und können nicht auf Liebesbeziehungen angewendet werden, die auf Augenhöhe und im gegenseitigen Konsens geschehen.

Ist unser Bibelverständnis Stückwerk, sodass wir zu unterschiedlichen Auslegungen kommen? Oder dämpfen wir die Erkenntnis, die der Heilige Geist schenkt, durch Sünde?

Unser aller Erkenntnis ist „Stückwerk“, weil wir alle Menschen sind und nicht Gott. Und Menschen machen eben Fehler. Wir „dämpfen“ dadurch auch nicht Gottes Wirken. Daher ist das auch nichts, wofür man sich schämen muss. (Und gilt übrigens auch für die Schreiber der Bibel. Das waren auch nur fehlbare Menschen bzw. Männer.)

Ist jedes Hinterfragen der Bibel auch ein Infragestellen Gottes? Oder sind wir viel mehr von Gott aufgefordert, unseren Verstand zu nutzen und tiefer in der Bibel zu graben?

Nö, es ist sogar wichtig, die Bibel zu hinterfragen, weil die Bibel nicht (nur) das Werk Gottes ist, sondern (auch) von Menschen bzw. mächtigen/privilegierten Männern. Um Machtmissbrauch zu verhindern, MUSS man die Bibel und ihre menschlichen Ursprünge hinterfragen.

Ist Gottes Wort durch die Autoren und die damaligen Kontexte beeinflusst? Oder ist die Bibel komplett frei von menschlichem Einfluss?

Auf jeden Fall ist die Bibel durch die Autoren und damaligen Kontexte beeinflusst. Wer das ignoriert, handelt m.E. nicht nur fahrlässig, sondern tut vielen Menschen unrecht und begünstigt (Macht-)Missbrauch.

Ist die Bibel leicht verständlich für jeden? Oder ist sie so komplex, dass wir sie missverstehen können, und bedarf darum der Auslegung?

Ich glaube, es gibt Passagen, die jeder Mensch recht einfach verstehen kann: „Liebe deinen Nächsten“ beispielsweise. Aber selbst die einfachsten Bibelverse sind oft komplex in ihrer praktischen Ausführung. Daher sind die komplexen Passagen, die nicht so easy zu verstehen sind, erst recht herausfordernd in der Praxis. Und diese bedürfen daher einer Auslegung. Wir maßen uns ja auch nicht an, dass jeder Mensch die Arbeit von Historiker:innen machen und historische Texte verstehen kann. Woher kommt die Übermütigkeit bei der Bibel? Weil Menschen eventuell Gott für sichbeanspruchen und damit ihre Machtsichern wollen?

Was hättest du auf meine damaligen Fragen geantwortet?

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