Freikirchen-Ausstieg | Bericht Nr. 2

Triggerwarnung: sexuelle Gewalt, religiöser Zwang, emotionale Vernachlässigung.

Ich bin mit christlichen Eltern aufgewachsen, die mich nie umarmt oder berührt haben. Mit zunehmendem Alter ist der Wunsch gewachsen zu erleben, wie es ist, umarmt zu werden. Dazu kam, dass ich mich mit 13 in einen etwas älteren Jungen verliebt habe, der meine Herzenswunde ausgenutzt hat und meine körperlichen Grenzen überschritten hat. Ich wurde nicht aufgeklärt, Brigerton-Like und dachte, dass der Schlüssel in seiner Hose mir so weh tut, als er auf mir lag. Das hat sich dann alles als etwas ganz anderes entpuppt. Meine Eltern spürten, dass mit mir etwas nicht stimmte, haben wieder eine Grenze überschritten und mein Tagebuch gelesen und rausgefunden, dass ich keine Jungfrau mehr bin. Sie haben mich beschuldigt, meinten ich müsste das meinem Ehemann später beichten, haben den Jungen eingeladen, welcher sich dann bei ihnen entschuldigt hat, als hätte der Gegenstand meiner Eltern eine Macke bekommen. Danach haben sie mich zwei Wochen angeschwiegen, während ich Alpträume hatte und sie stolz auf mich waren, wie gut ich das alles im Stillen verkrafte, wobei „das alles“ nie benannt wurde. Zur Anzeige wurde das ganze nicht gebracht, weil meine Eltern Angst hatten, ich würde später kein Ehemann mehr finden, wenn klar wäre, dass ich keine Jungfrau mehr bin. Die Lehre der Gemeinde, in die ich und meine Eltern gegangen sind, haben in meine sexuelle Selbstbestimmung eingegriffen, weil ich nicht dann Sex haben konnte, wann es mir passte, sondern eben bis zur Ehe warten sollte. Offiziell gilt meine Gemeinde immer noch nicht als Sekte. Heute habe ich einen ganz arg tollen Therapieplatz und es geht mir wirklich super, super gut. Traumatherapie ist eine Erfolgsgeschichte!